Nichts in der Elbe

■ Füllung des Mühlenberger Lochs begonnen. Fischsterben vor Blankenese

In der Elbe hat es Anfang Juli wieder ein Sauerstoffloch gegeben. Wie erst jetzt bekannt wurde, trieben große Mengen kleiner toter Fische an den Strand von Blankenese. Während Biologen der Elbvertiefung von 1999 eine Mitschuld für das Sauerstoffloch geben, wird im Mühlenberger Loch der sauerstoffreiche Rückzugsraum für die Fische verkleinert. Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) begann gestern offiziell mit dem Zuschütten der ersten Teilfläche für die Airbus-Werkserweiterung.

Während der Festwoche zum 700-jährigen Bestehen von Blankenese seien „etliche Tausend kleiner Stinte“ an den Strand gespült worden, sagt der Angler Thomas Biel. Am Leuchtturm etwa sei alles voll gewesen, „eine weiße Fläche“. Wie die Umweltbehörde bestätigt, ist der Sauerstoffgehalt der Elbe unter den kritischen Wert von 3 Milligramm pro Liter gesunken. Bei warmem Wetter konnten sich sauerstoffzehrende Bakterien besonders gut vermehren.

Nach Ansicht von Biologen, wird deren Wirkung durch die Elbvertiefung verstärkt, weil sich das tiefe Wasser schlecht mit Sauerstoff anreichern kann und sauerstoff produzierende Algen in der Tiefe mangels Licht sterben. Ihre Verwesung kostet das Gewässer weiteren Sauerstoff.

Die Airbus-Werkserweiterung verringert die Überlebenschancen der Fische in solchen Situationen zusätzlich. „Die Zuschüttung des Mühlenberger Lochs bedeutet, dass die Rückzugsräume kleiner werden“, sagt Klaus Baumgardt von Rettet die Elbe. Wie sich die Baustelle auf den Fischbestand ausgewirkt hat, ist aber noch Gegenstand der Spekulation.

Robuste Vögel wie Stockenten und Möven haben offenbar keine Angst vor den Baggern und Saugern. „Sie gehen unserem Hoovercraft erst im letzten Augenblick aus dem Weg“, sagt Werner Möbius von der gleichnamigen Baufirma. Eine Ente habe, ganz rührend, gar auf einem der Pontons gebrütet.

Möbius' Mannen besorgen das Eindeichen der Erweiterungsfläche. 1000 von 2500 Metern Deich haben sie bereits gebaut. Gestern rieselten sie die ersten von 800.000 Kubikmetern Sand auf eine Teilfläche, auf der bereits 2003 produziert werden soll. Ende Oktober will Mirow die kleine Halbinsel an Airbus übergeben. Gernot Knödler