Berufsvertriebene

■ Rechter Ostpreußen-Verein erhält jährlich Geld vom Kreis Stade

„Wir halten den Anspruch auf das Land unserer Väter aufrecht“, verspricht René Nehring. Seit Jahren verkündet der Vorsitzende des „Bund Junges Ostpreußen“, der „Tag der Gerechtigkeit“ würde auch für die verlorene Heimat kommen. Am Sonntag dürfte das Versprechen des 26-jährigen Festredners der Jugendorganisation der „Landsmannschaft Ostpreußen“ (LO) die älteren Damen und Herren auf dem Heimattreffen der „Kreisgemeinschaft Goldap/Ostpreußen e.V.“ (KG Goldap) in Stade erfreuen. Das Treffen beginnt heute und dauert noch bis morgen nachmittag. Die etwa 2600 Mitglieder streben auch die „Wiedervereinigung mit Ostpreußen“ an. Dennoch bezuschusst der Stader Landkreis die alljährliche „Kreisversammlung“.

Alle Jahre wieder versammelt sich die KG Goldap in ihrer Patenstadt an der Niederelbe und beklagt die verlorenen Gebieten an der polnisch-russischen Grenze. Im Internet offenbart der „Zusammenschluss der Geflüchteten und Vertriebenen“ um seinen Kopf Stephan Grigat großdeutsche Vorstellungen. Die Homepage ziert eine Deutschlandkarte in den Grenzen von 1937. Getreu ihrem Dachverband der LO sehen sie die Einheit Deutschlands als noch nicht vollendet an. „Das ist mir nicht bekannt“, erklärt Stades Landrat Gunter Armonat auf Nachfrage. Regelmäßig beschließt der Kreis bei der Haushaltsplanung mehrheitlich, die „freiwillige Leistung“ zu zahlen.

Die Unwissenheit des Landrats verwundert Ulrich Hemke von Bündnis 90/Die Grünen. „Wegen der Forderungen der Kreisgemeinschaft haben wir im Kultur- und Finanzausschuss den Antrag gestellt, die Zahlungen einzustellen“, sagt Hemke. Die nach dem Zweiten Weltkrieg vereinbarte Patenschaft der Stadt mit der Kreisgemeinschaft möchten die Grünen grundsätzlich beenden. „Wir wollen eine Partnerschaft mit den dort lebenden Menschen“, so Hemke, „und keine Patenschaft mit ewig Gestrigen.“

Dies fordert auch seit Jahren die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und ruft die Stadt- und Kreisverwaltung erneut auf, keine „Vertreter zum ,Heimattreffen' zu schicken“. Daran halten sich die Offiziellen auch in diesem Jahr nicht: Laut Programm soll der Stader Bürgermeister Heinz Dabelow (SPD) die etwa 500 Mitglieder begrüßen. Andreas Speit