Mit der Homo-Ehe auf Du und Du
: Was wollte Paulus?

■ In der Bremischen Evangelischen Kirche gibt es Streit um die Homo-Ehe

Dass evangelische Gemeindepfarrer heiraten, ist nichts Ungewöhnliches. Es wird von ihnen geradezu erwartet. Dass sich zwei männliche Pfarrer gegenseitig heiraten, genauer: die homosexuelle eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen, ist neu. So geschehen am 11. August auf dem Standesamt in Großenkneten im Kreis Oldenburg (die taz berichtete).

Alles neu macht der August? Der Stand der Dinge ist bekanntlich, dass homosexuelle Paare seit dem 1. August ihre PartnerInnenschaft auf dem Standes- oder sonstigen Amt eintragen lassen können. Auch der Schriftführer des Kirchenausschusses der Bremischen Evangelischen Kirche, Louis-Ferdinand von Zobeltitz, äußerte sich im „evangelischen pressedienst“ (epd) in Bremen zum Thema. Er „begrüße ohne Einschränkungen das Lebenspartnerschaftsgesetz“.

Wie schön. Die gesellschaftliche Anerkennung homosexuellen Lebens schreitet also mit Siebenmeilenstiefeln voran.

Oder nicht schön? Die „Arbeitsgemeinschaft Missionarische Kirche“ (AMK) hält „die Homo-Ehe für keinen geeigneten Weg“, so Matthias Jander in einer jüngst verbreiteten Stellungnahme der AMK.

Die AMK-Gemeinden versuchen, besonders genau nach der Heiligen Schrift zu leben. Und nach ihrer Interpretation lehnt die Bibel Homosexualität ab. „Was Gott verflucht hat, sollen seine Gemeinden nicht stellvertretend für ihn segnen“, meint Jander. Er ist der Meinung, Homosexualität sei keine ererbte, sondern eine erlernte Veranlagung. „Und was man erlernt hat, kann man auch wieder verlernen.“

Auf Nachfrage, an welchen Stellen sich die Bibel denn gegen Homosexualität ausspricht, erklärte Jander, man könne nicht nach der heutigen Form der Homosexualität suchen. Die hätte es so zu biblischen Zeiten (zum Beispiel bei Paulus) noch nicht gegeben. Alles also eine Frage der Interpretation? Ganz offenkundig, wie auch Zobeltitz feststellt. Er erklärte gegenüber der taz, die von der AMK-Fraktion angeführten Bibelstellen ließen offen, ob der Apostel Paulus sich in seinen Briefen gegen Homosexualität im Allgemeinen wendet, oder gegen die „Knabenschändung“ im Besonderen.

Schaut man bei Paulus nach, liest sich das Ganze so:

„Wisst ihr nicht: Wer Unrecht tut, wird Gottes Reich nicht erben! Irrt Euch nicht: Kein Unzüchtiger, kein Götzendiener, kein Ehebrecher, kein Lüstling, kein Knabenschänder, kein Dieb, kein Wucherer, kein Trunkenbold, kein Lästerer und kein Räuber wird das Reich Gottes erben!“ (1. Koritherbrief, Kap.6, Vers 9-10)

Die Missionarischen Kirchen bleiben dabei: „Praktizierte Homosexualität und christlicher Glauben passen nicht zusammen“. Diese Auffassung teilten zehn Prozent der evangelischen Christen in Bremen, denn so groß ist der Anteil der AMKler an den Gemeinden der BEK. Jander berichtet, dass empörte Gemeindemitglieder bereits mit ihrem Kirchenaustritt gedroht haben, wenn die Bremische Evangelische Kirche jetzt die „Homo-Ehe“ gut findet.

Ulrike Bendrat