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Der Lohn: Die Zigarette danach

■ Telekomprofi Erik Zabel gewinnt Cyclassics-Weltcup-Rennen in Hamburg

Die HEW-Cyclassics in ihrer diesjährigen XXL-Version waren mal wieder Werbung für die Stadt Hamburg. Rund 800.000 Menschen feierten gestern den Radsport und ließen sich dabei auch nicht von Michael Schumacher, schwül-heißem Wetter oder Verkehrschaos ablenken. Erik Zabel war auch unbeeindruckt von all dem und siegte.

Bereits um neun Uhr morgens gab Bürgermeister Ortwin Runde die Strecken für die ersten der 10.080 Jedermannfahrer frei. Fahrerin 11255 rauchte deshalb schon um 11 Uhr 21 die wohlverdiente erste Zigarette danach, während andere Fahrer noch mit der 16-prozentigen Steigung der Köhlbrandbrücke haderten. „Nach 55 Kilometern, da habe ich mich schon auf der Zielgeraden auf die Kippe gefreut,“ so die Genussraucherin. Andere entkräftete Jedermannfahrer ließen sich lieber von den zahlreichen und immer zu zweit arbeitenden Masseuren verwöhnen – ein seltenes Vergnügen für die Hobbyfahrermuskeln. Als Fahrerin 11255 ihre Zigarette ausdrückte, begann auf der Mönckenbergstraße der Ernst des Lebens für die 157 Radprofis. Nach 251 Kilometern gewann mit dem Telekomfahrer Erik Zabel (Unna) erstmals ein deutscher Radprofi das einzige deutsche Weltcup-Rennen. Der Sprintkönig siegte unter dem ohrenbetäubenden Lärm von Tausenden von Zuschauern, Ratschen und Tröten auf der Zielgeraden in der Mönckebergstraße im Spurt vor dem Letten Roman Vainsteins. „Fantastisch“ fand dies auch Jan Ullrich, der sich in die Dienste von Sprintas Zabel stellte.

Und sogar einen Weltrekord können die Cyclassics vorweisen. Extremradler Richard Neugebauer strampelte geschlagene 72 Stunden am Stück und unterhielt sich dabei sogar noch höflich mit interessierten Zuschauern. Resultat der Tortur: 17.125 Mark für einen guten Zweck und ein wunder Po.

Mike Liem

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