Von Amts wegen warten

Bezirksamt Eimsbüttel schließt Abteilung für Erziehungsgeld: Mütter warten seit Monaten vergeblich auf ihr Geld  ■ Von Sandra Wilsdorf

Am 4. April wurde ihre Tochter geboren. Anfang Mai hat sie Erziehungsgeld beantragt – und bis heute keinen Pfennig gesehen. Als sie vergangene Woche mal wieder beim zuständigen Bezirksamt Eimsbüttel war, stellte sie fest, dass die Abteilung für Wohn- und Erziehungsgeld bis zum 21. August weder persönlich noch telefonisch zu erreichen ist, „um die aufgelaufenen Anträge abzuarbeiten“.

Sie hat ein bisschen was auf dem Konto und einen Freund, der Freundin und Tochter unterstützen kann. „Aber was ist mit Frauen, die das nicht haben?“, fragt sie sich. „Wenn der Gang zum Sozialamt droht, ziehen wir die Akten vor“, versichert Hans-Georg Strauf, zweiter Mann im Bezirksamt Eimsbüttel.

Dafür brauchen Neu-Mütter allerdings Selbstvertrauen, Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen gegen die behördlichen Abwimmel-Versuche. Die Eimsbüttlerin schildert ihren Marathon auf dem Amtsweg: Weil sie noch bis Ende Mai Mutterschaftsgeld vom Arbeitgeber bekam, schickte sie bereits Anfang Mai die Anträge für das Erziehungsgeld für die Zeit danach ab. Als sie im Juni weder Geld auf dem Konto noch Antwort im Briefkasten fand, versuchte sie die Kontaktaufnahme mit den Beamten: „Die sind überhaupt nur an zwei Vormittagen zu sprechen, ich habe alle Durchwahlnummern versucht. Da war immer besetzt oder ich hörte ein ,not available at the moment'.“ Nach zwei Wochen erreichte sie endlich eine Frau, die behauptete, ihr Antrag liege gar nicht vor.

Weil sie sich scheute, erneut die vielen erforderlichen Unterlagen zusammenzusammeln, versuchte sie es in Woche darauf noch einmal und hatte Glück. Sie erreichte eine Mitarbeiterin, und die war auch noch freundlich. „Den Namen kenne ich“, sagte sie und erinnerte sich, die angeblich nicht eingetroffenen Unterlagen von einem Stapel auf einen anderen geräumt zu haben.

Eine Woche später – inzwischen ist Anfang August – kommt die Bestätigung, dass die Unterlagen eingegangen sind. Vielleicht werden sie nun auch noch bearbeitet. Immerhin empfingen die Beamten zwei Wochen lang keine Bürger und bearbeiteten hinter verschlossenen Türen. Eine Maßnahme, die die Amtsleitung nun auch vor den Bezirks-Abgeordneten rechtfertigten musste: „Ein Zusammentreffen mehrerer unglücklicher Umstände“, macht Strauf verantwortlich. Es habe in den entsprechenden Abteilungen Abgänge gegeben, außerdem Krankheiten und eine Schwangerschaft. „Und das alles ist bei unserer dünnen Personalde-cke nicht zu leisten“, sagt er. Dazu komme eine Gesetzesnovelle. Die habe zwar wider Erwarten nicht zu mehr AntragstellerInnen geführt, aber Einarbeitungszeit erfordert. Überhaupt wären einige neue MitarbeiterInnen der Abteilung noch in der Startphase. Zwei weitere Stellen sollen in den kommenden Wochen besetzt werden. Strauf versteht den Ärger der BürgerInnen, „aber da wo Menschen auf das Geld warten können, bitten wir, keinen Druck zu machen, der Anspruch verfällt ja nicht.“