schnittplatz
: „Bravo“ ultralight

Wo ein Wille ist, da ist auch eine Zielgruppe. Die „jüngeren BamS-Leser und -Leserinnen“ nämlich hatten bisher jeden Sonntag vergeblich auf eine Zeitung gewartet, die die „moderne Popkultur“ mit der „journalistischen Kompetenz der BamS-Redaktion zusammenführt“.

Ein Glück hat das Warten nun endlich ein Ende: Viva BamS ist da. Eine „Win/Win-Situation“ von Zeitung (Dieter Gorny), 12 Seiten voller Vierfarben-Themenspektrum „Musik, Lifestyle, Mode und Entertainment“. Und wo ein Wille ist, da ist anscheinend auch ein Dummer, der ihn ausführt. In diesem Falle BamS-Chef Claus Strunz.

Aber vielleicht fehlt einem auch allein das Alter, besser gesagt die Jugend. Vielleicht wollen 15-Jährige wirklich mit den No Angels chatten und Dinge sagen wie „Hast du Piercings, Vany?“, „Schöne Strähnchen, Sandy!“, „Fliegst du gern, Jassy?“ und „Wie geht’s dem Baby, Nadja?“. Und wer weiß, ohne die journalistische Herausforderung des „Navigators“ (einer Leiste, die an jedem Seitenrand auf die wichtigsten Viva-Sendungen hinweist“, der virtuellen Kolumnistin „Violetta Barbara“ und einer „A. J. – Der Absturz“-Story über den Backstreet Boy, der zum Alkoholiker wurde, ohne all das würden Teenies sonntags nicht mehr glücklich sein können.

Mutig, einerseits und oberflächlich betrachtet, in Zeiten der einbrechenden Jugendzeitungen-Absatzmärkte so etwas auf die krittelnde, schwer einzufangende Zielgruppe loszuschleudern und zu hoffen, dass die nun endlich mal wieder mit Vergnügen liest. Feige andererseits aber auch, denn die Viva BamS ist komplette Cross-Promotion – die Bild am Sonntag übernimmt den Anzeigenverkauf, das Marketing wird als Gegengeschäft abgewickelt. Da kann Viva gar nicht verlieren, und BamS verliert ja ohnehin nicht. Win/Win eben.

„10 Millionen LeserInnen“, so Gorny mit vollem Mund, könne man mit dieser Kooperation übrigens auch zum Viva-Gucken überreden, oder zumindest erst mal erreichen. Die „Kraft der Jugendmarke Viva“ solle so ausgebaut werden, was ihr bestimmt nicht schlecht stünde, denn das kränkelnde Musikfernsehen kann jede Hilfe brauchen. Die Viva BamS ist eine Bravo ultralight für umsonst – so light, dass man sie gar nicht merkt.

JENNI ZYLKA