■ Ideen mit Bart
: „Machen wir längst“

Junge Arbeitslose sollen arbeiten müssen oder aber ihren Anspruch auf Unterstützung verlieren – mit diesen Ideen machte Rudolf Scharping als geschäftsführender Vorsitzender der SPD-Grundwertekommission am Wochenende von sich reden und Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) in Sachen Stammtischhoheit Konkurrenz.

Jungen Erwerbslosen unter 25 Jahren, so der SPD-Mann gegenüber der Welt am Sonntag, sollen Tatigkeiten im kommunalen Umweltschutz, der Alten- und Krankenpflege angeboten werden. „Wer diese Arbeit nicht antritt, verliert nicht nur einen Teil, sondern er verliert schließlich jede öffentliche Unterstützung“, fordert Scharping.

Klingelt da was? Bei Scharping natürlich nicht, man kann ja nicht alles wissen und gleich gar nicht, wenn einen die CDU derart überrollt mit ihren Ideen zur Sozialhilfe.

Doch in Bremen, im roten Bremen läuft dergleichen schon längst. Das Ganze heißt „U26“ und beinhaltet, dass junge Menschen unter 26 Jahren, die Sozialhilfe beantragen wollen, sämtlich Angebote zur Arbeit bekommen. Seit Juli 1998 läuft das Programm, und im Jahr 2000 wurden hier 1.425 „Neuzugänge“ verzeichnet, so die Sprecherin des Sozialressorts, Heidrun Ide.

1.200 seien „untergebracht“, die meisten – rund 940 Menschen – in Praktika oder Qualifizierungsmaßnahmen des Jump-Förderprogramms der Bundesregierung. 130 haben einen Ausbildungsplatz bekommen, 50 einen Job im ersten Arbeitsmarkt. Die nicht untergebrachten 225 Fälle bekommen Sozialhilfe, werden aber weiterhin in Richtung Beschäftigung beraten. „Das, was Herr Scharping fordert, machen wir also längst“, sagt Heidrun Ide und klingt ein bisschen säuerlich.

Wer sich der Beratung verweigert, dem wird die Sozialhilfe gekürzt. „Oder er bleibt ganz weg“, so Heidrun Ide, taucht also auch nicht negativ in der Statistik auf.

Genau das sei ja das Problem, findet die Anja Stahmann von den Bremer Grünen, um diese Jugendlichen müsse man sich auch kümmern. Sie hält das „U26“-Programm für einen „Notnagel“: „Jugendliche brauchen eine Perspektive. Und das heißt: Ausbildungsplätze.“ sgi