Schlammschlacht um Stadtgrün

■ Unternehmensberater wirft Gartenbau-Behörde Ineffizienz vor

Stadtgrün ist „ineffizient, nicht kundenfreundlich, zu teuer“ – so zitiert der Sprecher des Bau- und Umweltressorts, Holger Bruns, die Ergebnisse eines Gutachtens der Unternehmensberatung Roland Berger. Wegen dieses Gutachtens fliegen derzeit die Fetzen zwischen dem Ressort einerseits und der Führung des Eigenbetriebs Stadtgrün sowie dem Gesamtpersonalrat andererseits. Die Methoden der Berger-Leute sind laut Stadtgrün-Chef Klaus Rautmann „unsauber“, laut Stadtgrün-Personalrat Bernhard Esters „nicht seriös“, laut Gesamtpersonalrat gar „absolut schlampig“. Für Ressortsprecher Bruns hingegen veranstaltet Stadtgrün gerade eine „Schlammschlacht“, um von den „verheerenden Ergebnissen“ der Berger-Untersuchung abzulenken.

Zwei Beispiele für Bergers „Schlampigkeit“ nennen die Mitarbeitervertreter. Die Gutachter bescheinigen den Stadtgrünlern, sie kämen zu spät, machten zu lange Pause und beendeten ihre Arbeit zu früh. Das, erwidert der Gesamtpersonalrat, habe ein Praktikant der Unternehmensberater festgestellt, der mit einer Stoppuhr vor dem Betriebshof die Ankunft und Abfahrt der Fahrzeuge gestoppt habe – ohne dass irgendjemand bei Stadtgrün davon gewusst habe. Davon auszugehen, dass auf dem Hof selbst nicht gearbeitet werde, sei „Quatsch“, so Personalrat Esters.

Dann hat Berger die „Leistungsempfänger“ – Schulen, Kindergärten, Sportanlagen – nach ihrer Zufriedenheit mit Stadtgrün befragt. Das Ergebnis laut Behördensprecher Bruns: „Die Mehrheit ist unzufrieden.“ Stadtgrün reagiere zu langsam auf Anfragen, weiter wird die „mangelnde Initiative“ der Mitarbeiter beklagt und: „Die aktive Kommunikation wird vermisst.“

Der Personalrat zitiert eigene Befragungen: Mit der Arbeit von Stadtgrün seien die Leistungsempfänger zufrieden, mit dem – nicht von Stadtgrün definierten – Umfang der Leistungen hingegen nicht. Im Bauressort hingegen heißt es, Stadtgrün habe die Berger-Befragung gezielt konterkariert, indem Leistungsempfänger vorher angerufen und zu bestimmten – positiven – Aussagen bewegt wurden. Woraufhin Berger die Auswahl der Befragten verändert habe.

Schließlich zitiert der Gesamtpersonalrat ein Detail aus der Berger-Untersuchung, womit er das unsaubere Arbeiten der Berater nachweisen will: der Vergleich der Friedhofsgebühren in Bremen und anderen Städten. Hier schneidet Bremen laut Berger schlecht, sprich: teuer, ab. Die Erdbestattung an der Weser kostet knapp 1.700 Mark – 400 Mark mehr als im Durchschnitt. Was Berger nicht eingerechnet hat: In Bremen bedeutet das eine Grabstätte für 25 Jahre, in anderen Städten zum Teil für sehr viel weniger Jahre. Rechnet man hieraus eine durchschnittliche Jahresgebühr aus, liegt Bremen laut Gesamtpersonalrat gar „zum Verrecken günstig.“ Allerdings kann man sich in Bremen gar nicht für weniger als ein Vierteljahrhundert unter die Erde bringen lassen – laut Stadtgrün wegen der Bodenverhältnisse.

Das „Effizienzsteigerungspotenzial“ von Stadtgrün liege bei 30 Prozent, hat Roland Berger laut Bruns herausgefunden. Das heißt: Stadtgrün könnte knapp ein Drittel mehr an Leistungen erbringen. „Man könnte soundsoviel Prozent sparen“, knurrt Stadtgrün-Chef Rautmann, „wenn man unsinnige Untersuchungen unterlassen würde.“ Susanne Gieffers