Brandanschlag auf Scherfs Wohnhaus

■ Molotow-Cocktail richtete gestern Vormittag nur geringen Schaden an / Polizei sieht keinen politischen Hintergrund / Scherf: Der Täter hat wohl „nur seine Wut los werden wollen“

Henning Scherf war gar nicht zu Hause. Gestern um 10.50 Uhr hatte ein Unbekannter eine Bierflasche mit einer brennenden Flüssigkeit gegen die Eingangstür des Altbremer Hauses geworfen, in dem Scherf in einer Hausgemeinschaft wohnt. Zeugen sahen den mutmaßlichen Täter zu Fuß fliehen. Der Mann soll dunkle Kleidung getragen haben und zwischen 1,85 und 1,90 Meter groß gewesen sein.

Scherfs Frau Luise entdeckte die Flammen. Als die alarmierte Feuerwehr anrückte, hatten Nachbarn den kleinen Brand schon gelöscht. Es entstand nur geringer Sachschaden. Die blaue Tür wurde leicht angekokelt, die Innenscheibe zersplitterte. In der Nähe wurden einige, zum Teil angebrannte Notizen gefunden. „Es waren mehrere bekritzelte Stücke Papier. Die Auswertung dauert noch an“, sagte Polizeisprecher Sebastian Kattner.

Die Behörde rätselte gestern über mögliche Motive des Täters. Polizeisprecher Kattner: „Die Tat zeugt nicht gerade von professioneller Vorgehensweise. Ein politischer Hintergrund ist derzeit nicht zu erkennen.“

Scherf, der gerade in einer Besprechung mit Bürgermeister Hartmut Perschau (CDU) saß, fuhr sofort nach Hause, um sich den Schaden anzusehen. Der Täter habe unter Umständen nicht ihn persönlich gemeint, sondern vielleicht nur „seine Wut loswerden wollen“, sagte der Bürgermeister in einem Interview mit Radio Bremen. Scherf sei nicht beunruhigt, „er schiebt keine Panik“, sagte Senatssprecher Klaus Schloesser. Er kümmere sich schon wieder um das Alltagsgeschäft.

Indessen ist eine Diskussion um die Sicherheit des Stadtoberhauptes entbrannt. „Scherf steht unter Personenschutz“, sagte Polizeisprecher Kattner. „Der eine legt jedoch Wert darauf, der andere weniger.“ Auch Senatssprecher Schloesser betont, dass laxe Sicherheitsvorkehrungen nicht die Ursache für den Anschlag gewesen sein können: „Er ist seit 23 Jahren Mitglied im Senat, seit sechs Jahren dessen Vorsitzender – und noch nie ist etwas passiert.“ Und selbst wenn Henning Scherf „den ganzen Tag mit einem Bodyguard durch die Gegend laufen würde, hätte das gestern nichts geändert.“

Kai Schöneberg