Betr.: Wenn Stevie verschwindet, taz hamburg vom 18./19.8.01

Bittstellend

Das Opfer eines Fahrraddiebstahls kommt automatisch in ein Wechselbad der Gefühle, wenn die Geschichte nicht wie im Märchen endet und das Rad wieder auftaucht. Allerdings beschreibt der Artikel nur die Spitze des Eisbergs. Mir sind selbst während des Studiums sieben Fahrräder am Bahnhof geklaut worden. Meistens bekam ich beim langen Gang durch die Instanzen das Gefühl, ein unangenehmer Bittsteller und nicht das Opfer eines Diebstahls zu sein. Auf der Polizeiwache hieß es etwa: „Sollen wir da wirklich eine Anzeige aufnehmen, das taucht sowieso nicht mehr auf!“ Und im Fundbüro wollte man mir die abgegebenen Räder erst gar nicht zeigen: „Das sind so viele Räder, da werden Sie nichts finden.“

Die lächerliche Aufklärungsquote und die hohe Dunkelziffer führen dazu, dass die Bereitschaft sinkt, sich ein besseres Rad zuzulegen, das auch mehr Spaß bringt. Deswegen kann ich nur raten, sich nicht vor dem langen Weg durch die Instanzen zu scheuen. Solange sich die Einstellung zu einem Fahrraddiebstahl nicht ändert, wird es auch vorkommen, dass ein wild gewordener Hausmeister Fahrräder abräumt und keins als gestohlen gemeldet wird.

Axel Georges