Schwellen senken

■ Bei der HAB in Rahlstedt finden Jugendliche Arbeit sofort

Mit Ohrschützern, Helmen und Krach machenden Gartenmaschinen ausgestattet mähten junge Männer gestern früh das Wildkraut an der Rahlstedter Kielkoppelstraße nieder. Vor den Augen des Bürgermeisters, der höchstselbst zum Besen griff und so Tatkraft in Sachen Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit demonstrierte. Die solle sich, so Ortwin Runde, bis 2005 auf das Maß der „üblichen Sucharbeitslosigkeit“ halbieren.

Dass dies so utopisch nicht ist, zeigt die Bilanz der vergangenen Legislatur, in der die Jugendarbeitslosenquote immerhin von rund 16 auf acht Prozent gesenkt wurde. Doch ein hoher Teil der Schulabgänger verschwindet nur aus der Statistik und landet in berufsvorbereitenden „Warteschleifen“, die Runde für „volkswirtschaftliche Vergeudung“ hält. So bekommen nur 30 Prozent der Hauptschüler direkt nach Schulabschluss einen dualen Ausbildungsplatz. Von den Schülern ohne Abschluss sind es gar nur zehn Prozent.

Dass dies anders wird, dafür will der Bürgermeister nun sorgen: Eine neue „Koordinierungsstelle“ kümmert sich um Patenschaften zwischen Hauptschulklassen und Unternehmen. So würden, hofft Runde, „Vorurteile abgebaut“ und Schwächen gezielt erkannt. Die zunächst zehn Patenschaften sollen 2002 um 30 weitere ergänzt und schließlich auf 90 erweitert werden. Immerhin 200 zusätzliche Plätze für Hauptschüler pro Jahr hätten Unternehmen bereits in Aussicht gestellt.

Ein anderes Projekt stellte die Beschäftigungsgesellschaft „Hamburger Arbeit“ (HAB) gestern vor. Seit 1. Juni können Jungerwachsene für 1900 Mark brutto „Arbeit sofort“ bekommen. „Bestimmte Gruppen erreichen wir nur, wenn wir alle Schwellen senken“, sagt Projektleiter Thomas Anklam. Durch Umstrukturierungen wurden 80 Plätze für junge Arbeitslose geschaffen, die dort bis zu sechs Monate bleiben.

Im Anschluss sollen sie an einen Ausbildungsplatz oder in eine Arbeit vermittelt werden. Die Tätigkeiten – Plakatwände streichen oder eben Straßengrün mähen – sind relativ leicht. In wenigen Wochen solle ein HAB-Laden in Jenfeld hinzu kommen, der „mehr die Frauen ansprechen soll“, wie Anklam erklärt. Bei den jungen Männern kämen die lauten Gartenmaschinen sehr gut an. Kaija Kutter