Im Interview: Krista Sager
: „Klare Kante“

■ Warum es einen Ampel-Senat nur ohne eine Senatorin Krista Sager geben wird

taz: Seit Veröffentlichung der neuen Wahlumfrage reden alle plötzlich über die Ampel-Koalition. Eine Phantomdebatte?

Sager: Ja. Ich bin fest davon überzeugt, dass FDP-Spitzenkandidat Rudolf Lange in eine Schill-Regierung eintreten wird, wenn sich ihm die Chance bietet. Was jetzt läuft, sind Versuche des Konteradmirals, sich an die Macht zu schleimen.

Sie glauben nicht an eine Ampel-Option?

Lange kann den Leuten ja kaum den Wechsel versprechen, um anschließend Rot-Grün dabei zu helfen, weiterzumachen. Der wahre Kern ist, dass die FDP gar keine Skrupel hat, mit Schill zu koalieren.

Die Grünen wollten mal die Nachfolge der FDP antreten. Jetzt redet doch wieder alles über die alte, die wahre FDP.

Eine Partei, die so beliebig ist, kann sich dort, wo machttaktische Diskussionen geführt werden, immer ins Gespräch bringen. Aber das täuscht nicht da-rüber hinweg, dass sie der Stadt inhaltlich nichts anzubieten hat.

Ist die Hamburger FDP eine liberale Partei?

Der Kurs, den Lange fährt, ist eher rechtskonservativ als liberal. Deshalb ist es für mich auch ganz wichtig, eine klare Kante gegenüber der FDP zu zeigen.

Das heißt?

Ich schließe für mich persönlich die Arbeit in einem Ampel-Senat aus. Das ist mein persönlicher Standpunkt und keine Vorfestlegung für die grüne Partei.

Was haben Sie denn gegen die Ampel? Die Politik, die Rot-Grün gemacht hat, würde sich doch dadurch wohl kaum großartig ändern.

Diese Einschätzung ist falsch. Für mich ist das vielmehr eine Frage von Glaubwürdigkeit. Wenn man den Wählern deutlich machen will, wie ernst die Lage ist, dann gehört auch dazu, persönlich für etwas einzustehen.

Sie wollen nicht nur in keinen Ampel-Senat eintreten, Sie wollen genau wie Bürgermeister Runde auch nicht vor der Wahl mit Schill diskutieren. Runde argumentiert, eine direkte Konfrontation werte Schill auf. Was gibt es da noch aufzuwerten?

Ich finde es wichtig, auch auf symbolischer Ebene deutlich zu machen: Das ist keine normale Partei. Wenn Schill in die Regierung eintritt, ist das nicht Business-as-usual in Hamburg. Ich sage nicht, dass Schill ein Rechtsradikaler ist, aber er ist ein rechtspopulistischer Demagoge. Er und Ole von Beust (CDU-Spitzenkandidat, d. Red.) werden bei einer Mehrheitsbildung von den rechtsradikalen Wählern abhängig sein. Hierin sehe ich eine große Gefahr.

Interview: Peter Ahrens