Luft zum Atmen

■ Umweltbehörde und HEW starten Wettbewerb für weniger Kohlendioxid

Senatssprecher Rainer Scheppelmann glaubte am Ende, eine „intellektuell anspruchsvolle Pressekonferenz“ erlebt zu haben, und allein dies ist ja schon der Erwähnung wert. Der Intellekt umwehte das Thema Klimaschutz, genauer die Verringerung von Kohlendioxid. Die Firma, die die beste Idee hat, den CO2-Ausstoß zu vermindern, kann sich 250.000 Mark verdienen. So viel stellen Umweltbehörde und Sponsoren als Prämie zur Verfügung.

Da ist ein Bündnis zusammen gekommen, das man nicht unbedingt beim Umweltschutz ganz vorn vermuten würde. Der Mineralöl-Multi BP ist mit dabei, die HEW, das wirtschaftsliberale Weltwirtschaftsarchiv HWWA – nur die grün geführte Umweltbehörde und ihr Senator Alexander Porschke sind naturgemäß mit von der Partie, wenn es darum geht, Emissionen in Hamburg nach unten zu fahren. Und als Prof. Hans-Eckard Scharrer vom HWWA auch gleich ausführte, dass „die politischen Maßnahmen im Klimaschutz von abenteuerlich geringer Effizienz sind und jeder Klimaschutz zum Scheitern verurteilt, der nicht den Markt und den Wettbewerb miteinbezieht“, da sah sich Porschke denn auch genötigt zu bemerken, dass „eine nur auf Wettbewerb ausgerichtete Gesellschaft manchmal blind fürs Allgemeinwohl ist“.

Und das Allgemeinwohl, das haben sie alle schließlich im Auge, die sich zum Thema Emissionshandel zusammengetan haben. Die HEW, weil sie schon im Internet die Minderung von Kohlendioxid simuliert und mit Grünstromzertifikaten handelt. Die BP, weil sie bereits seit 1988 über CO2-Minderungen nachdenkt, und das HWWA, weil es „die internationalen Klimakonferenzen seit langer Zeit sehr intensiv beobachtet“.

Wie bei einem Architektenwettbewerb will man nun die Unternehmen auffordern, sich Maßnahmen der Energieeinsparung zu überlegen und die dann einer Jury aus Fachleuten vorzulegen. Die Jury prüft, ob die Maßnahmen tatsächlich umsetzbar und sinnvoll sind. Wenn ja, wird die Maßnahme aus dem 250.000-Mark-Topf zu einem Großteil vorfinanziert. Im Gegenzug erhalten Umweltbehörde und HEW die Zertifikate für die Maßnahme und treten demnach quasi als Käufer für die Projektidee auf.

Peter Ahrens