Soundcheck

Gehört: Heather Nova, Grünspan. Bei ihr sind Konzerte stets ein wenig anders. Das beginnt mit den Hinweis-Schildern, im „Interesse der künstlerischen Darbietung“ bitte nicht zu rauchen. Nun gut. Und wer eine Viertelstunde später kommt, hat selbige bereits verpasst. Na ja. Da steht sie dann, pünktlich und in guter Luft, und versteckt sich bis zum Ende des Konzertes hinter dem Mikrofonständer. Aber stets entschädigt bis beglückt ja ihr erstklassiger Songwriter-Pop.

Business as usual auch an diesem Abend? Nicht wirklich. Auf den Plakaten steht Heather Nova barfuß im Sommerkleid, und – früher ein Unding – sie lacht. Gut scheint es ihr also zu gehen, nach ihrer Rückehr auf die Bermudas, wo sich Legenden um ihre Hippie-Kindheit ranken. Mit Band hatte sie sich dorthin zurück gezogen, in einem „winzigen Studio“ an Songs gewerkelt.

Voll Sonne spielte Heather Nova im Grünspan eines von vier Clubkonzerten, die Tournee folgt im November. Lebensfreude im kleinen Kreise? Das neue Material streute sie nur spärlich, wählte den sicheren Weg mit Songs ihrer beiden Popwerke Oyster und Siren. Zufrieden grinste das rappelvolle, fast rauchfreie Grünspan. Und dann ein erster neuer Song, artig wurde gelauscht, perfekt passte er sich ein und Heather begann sich zu bewegen. Sie swingte über die Bühne, tanzte mit ihrem Lied, als sei sie in einer neuen Welt angekommen. „Thank You!“, freute sie sich über Applaus und kicherte. Um sich gleich danach mit „Heart and Shoulder“ wieder in vertraute Gewässer zu flüchten. Schade eigentlich, denn gerade mit diesem gar zu Vertrauten verschenkte sie sich. Dass sie einige der besten Popsongs der letzten Jahre geschrieben hat, dürfte sie wissen. Doch wirklich aufregend klang sie immer erst dann, wenn sie die Che Guevara-Sticker-Gitarre weglegte und lostänzelte, etwa zur neuen Single „No Angel“. Dann erfand sie sich ein wenig neu und hatte die leichte Migränigkeit vergangener Zeiten abgelegt.

So war es bis zum finalen „Island“ ein gutes Heather Nova-Konzert. Perfekte Stimme, perfekte Songs wie immer. Und endlich ein mitreißend glücklicher „Angel“. Es gelang Heather Nova, aus ihrem großartigen, aber manchmal langweiligen eigenen Schatten zu treten. Weiter machen. Volker Peschel