Solidarisch miteinander

■ Das Gründen von Wohnprojekten in Hamburg wird künftig erleichtert

Es soll bald einfacher und schneller gehen, in Hamburg ein Wohnprojekt zu gründen. Auf Initiative der GAL haben die senatstragenden Parteien vereinbart, die Verwaltung von Grundstücken, die für Wohnprojekte in Frage kommen, ab sofort der Wohnungsbaukreditanstalt WBK zu übertragen. Diese war bislang lediglich für die Finanzierung der Projekte zuständig, die Vergabe der Grundstücke lag in der Obhut der Liegenschaftsverwaltung. GAL-Fraktionschefin Antje Möller vertraut darauf, dass in Zukunft der bürokratische Weg zum Wohnprojekt erheblich kürzer wird.

Die GAL hatte schon in den Koalitionsverhandlungen 1997 das Thema Wohnprojekte auf den Tisch gehoben und sich eine Stiftung gewünscht, die dafür gegründet werden sollte. Daraus wurde jedoch nichts: Finanzsenatorin Ingrid Nümann-Seidewinkel (SPD) weigerte sich, das Geld für einen Stiftungs-Grundstock freizugeben. Doch mit der jetzigen Lösung sind Möller und ihr Stellvertreter Martin Schmidt auch zufrieden. Die WBK erhält schon jetzt zehn Grundstü-cke aus dem Topf der Liegenschaftsverwaltung. Diese Grundstücke, verteilt über die ganze Stadt von Ochsenzoll über St. Pauli bis Bergedorf, sind Flächen, die für den sozialen Wohnungsbau vorgesehen sind und jetzt für Wohnprojekte genutzt werden sollen.

Wer ein neues Projekt aufmachen wollte, musste bislang manchmal sieben oder acht Jahre warten, bis er entsprechenden Grund zur Verfügung gestellt bekam. Neu ist auch: Es muss ab sofort nicht mehr zwölf Prozent Eigenkapital sofort bar aufgebracht werden, sondern nur noch 5,4 Prozent. Der Rest wird als Darlehen vorgestreckt und über 20 Jahre zurückgezahlt.

Seit 1997 hat der Senat 238 Wohnungen in solchen Projekten fertiggestellt – Projekte, in denen Menschen gemeinschaftlich und selbstbestimmt leben, „Lebensformen eines solidarischen Miteinanders“, wie Möller das nennt. „Was früher nur durch Hausbesetzungen möglich war, wird heute von uns aktiv gefördert“, sagt Schmidt. Viele der alten Wohnprojekte sind durch Besetzungen entstanden und heute längst etabliert wie an der Chemnitzstraße, andere haben bewusst als Projekt auf die Ökologie gesetzt wie das autofreie Wohnprojekt Saarlandstraße. Peter Ahrens