Merkel guckt prima Satelliten

■ Die CDU-Vorsitzende war in Bremen, aber nur kurz und ganz speziell / Die Message: Ganz tolle High-Tech-Boom-City

„Also wenn ich jetzt einen Satelliten habe und will den hochschießen, wer vermietet dann die Umlaufbahn?“ Mit fachkundigen Fragen tat sich die CDU-Vorsitzende Angela Merkel bei ihrer gestrigen Stippvisite in Bremen hervor. Eingerahmt von CDU-Landesprominenz gönnte sie dem High-Tech-Unternehmen OHB Systems zwei Stunden Zeit auf ihrer Sommerreise. Und warum hat in Bremen sonst niemand was von Merkel gesehen? Vielleicht, weil sie und die CDU einen offenkundig freundschaftlichen Kontakt mit einem Luft- und Raumfahrttechnik-Unternehmen pflegen? Die vielen tollen großen und kleinen „bildgebenden“, „Radar“ und weiß der Himmel was noch für Satelliten werden schließlich nicht nur zivil genutzt. In einer Selbstdarstellung der beglückten Firma heißt es über die eigene „politische und militärische Notwendigkeit“: „Nicht erst der Kosovo-Einsatz hat gezeigt, dass die Bundesregierung und die Bundeswehr zur Deckung des Informationsbedarfs ein Aufklärungsmedium benötigen.“

Firmeninhaber Manfred Fuchs präsentiert der CDU-Chefin sein Unternehmen: „Wären die beiden vor der afrikanischen Küste abgestürzten Militärmaschinen mit unserem Satellitensystem ausgestattet gewesen, hätte man sie schneller gefunden.“ Sein Fazit: „Satelliten retten Menschenleben.“

Angela Merkel ist „von Bremen begeistert“. Dabei hat sie nur eine Firma gesehen und einen Blick vom Balkon auf den Technologiepark geworfen. Dennoch: Bremen sei ein „Herzstück in der Raumfahrttechnik“. Sie sehe als neues Bremer Markenzeichen zukünftig weniger die maritimen Häfen. Statt dessen können die Leute mit Bremen vor allem „High Tech“ verbinden. „Das ist Strukturwandel!“ erklärt Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU) dann noch einmal für alle.

Die aus der ehemaligen DDR stammende Merkel hält nicht damit hinterm Berg, warum sie Satelliten wirklich toll findet: „Diese Informationstechnologien haben ja auch erheblich zum Zusammenbruch des Sozialismus beigetragen.“ Wie sie das meint, hier in Bremen, wo alle irgendwie rot oder so sind, das hat sie nicht gesagt.

Merkels Sommerreise hat eigentlich ein Thema: eine „neue soziale Marktwirtschaft“ nach CDU-Vorstellungen. Beim Firmenbesuch erwähnte sie dieses Anliegen nur in etwa zwei Sätzen am Rande. Es ist wohl irgendwo zwischen russischer Trägerrakete und himmelblauen Schutzmänteln in den Konstruktionshallen verlorengegangen. Ulrike Bendrat