ist ihr frankiermaschinenkopf fit für den euro in mazedonien?
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von WIGLAF DROSTE

Briefe aus Augsburg, Berlin oder Essen kommen nicht aus Augsburg, Berlin oder Essen, sondern aus Briefzentrum. Das ist nicht neu; es gibt aber keinen Grund, sich daran zu gewöhnen, dass Briefe aus Briefzentrum kommen, obwohl in Briefzentrum niemand wohnt. Briefzentrum ist ein geistgetöteter Ort, in dem pervertierte Kreaturen Briefe mit Briefzentrum-Stempeln stempeln und mit Frankieraufdrucken des Bösen und Blöden versehen: „Ist Ihre Frankiermaschine schon fit für den Euro?“, steht auf dem Brief aus Briefzentrum. Ich liebe es, Post zu bekommen, aber ich möchte von keinem Brief der Welt gefragt werden, ob mein „Frankiergerät schon fit für den Euro“ ist. Ich habe kein Frankiergerät, und ein fittes bestimmt nicht. Fit ist eine Männerhaarcreme wie Brisk, fit kommt von Fitti, und ein Fitti ist das Letzte, was ein Mann sein sollte.

Als Joseph Fischer noch fat for fun war, mochten viele Deutsche ihn nicht leiden; fit for war ist er ihr Liebling. Ein Exgehirn hat sich auf den langen Trimm-dich-Pfad zu sich selbst begeben: in den Krieg. Wie steht es mit Ihnen? Ist Ihr Gehirn schon fit für Mazedonien? Es ist eine Frage der Gymnastik: Man muss das brummende Vakuum zwischen den Ohren so lange dehnen, bis es fit wird, vielleicht sogar topfit. Man kann den Breikopf auch impfen, dann ist er fitgespritzt. So ein fitgemachter Hirnschwamm bringt auch die Rhetorik auf Trab; sorgfältig auf sorgenfaltig getrimmte Gesichter sprechen bedeutsam „Verantwortung . . . Menschenrechte . . . das europäische Haus . . . unsere Nachbarn . . . robuster Einsatz . . .“, und der frittierte Gargel endet, wo solches Zeug bestimmungsgemäß endet: beim deutschen Soldaten. Wer zu Logik und Rhetorik des Krieges greift, der kommt nicht selbst darin um – der lässt andere darin umkommen. Dramatisch feuchte Bekenntnisse grüner Politikerinnen zur Notwendigkeit des „Einsatz“ genannten Krieges zeigen, dass ein Hirn, erst fit geworden, mit einem nicht vorhandenen identisch ist; in den heißen Tränen kriegsgeiler Schwadroneusen finden grüne Gefühligkeit und grünes Kalkül gemeinsam ihr Ziel. Heinz G. Konsalik ist nicht umsonst gestorben: In Angelika Beer und Rezzo Schlauch lebt sein Werk weiter.

Mancher hat sein Hirn schon so gefittet her- und hingerichtet, dass er des Anblicks deutscher Soldaten im Kampfdress nicht mehr bedarf, um in Wallung zu kommen. Laurenz Meyer reicht das Wort „deutsch“ zur dauerhaften Selbstentzündung. Der CDU-Propagandamann sitzt im Flugzeug und liest „Mein Wahlkampf“: eine grüne Akte, die ihm ein Assistent im schwarzen Hemd, Typ turnschuhfit wie Haider, liebedienernd anreicht. Meyer schlägt das rechte Bein übers linke und legt den fahlen, haarigen Beinfleischstreifen zwischen Sockenrand und Hosensaum frei: den Todesstreifen des Mannes. Laurenz Meyers Kopf ist eine Frankiermaschine; sein Assistent heißt Briefzentrum und zieht Briefe durch Meyers Mundschlitz. Der Aufdruck heißt „Fit für Deutschland, fit für die Welt“. Auf dem Todesstreifen ertönt ein Schießbefehl. Auf Deutsch.