Die Bahn fährt Rad

Die DB will weniger transportieren, dafür mehr verleihen

Bahn und Bike – ein Verhältnis, mit dem es seit längerem nicht zum Besten steht. Nun auch noch das: Zum Fahrplanwechsel im Juni sind von den ehemals 580 Zügen mit Fahrradmitnahme (pro Tag) circa 50 vom Gleis genommen worden. Die meisten davon sind InterRegios (IR). Damit nicht genug: In 2003 sollen weitere Verbindungen eingestellt werden. Nicht aufregen, liebe Radfahrer, sagt die Bahn AG. Schließlich werde man in Zukunft mehr Velos verleihen.

220 Fahrrad-Vermietstationen betreiben das Unternehmen und seine Kooperationspartner bereits – direkt an Bahnhöfen oder in unmittelbarer Nähe. Weitere Angebote in Sachen Fahrrad-, aber auch Autovermietung sollen folgen. Zuständig dafür ist die neue Bahntochter DBRent.

In München hat die Bahn jetzt den abgestürzten Dienstleister Call A Bike übernommen. Dazu Bahnchef Hartmut Mehdorn: „Zeitgerechte Mobilitätskonzepte wie Carsharing oder Call A Bike können wesentlich dazu beitragen, die Reisekette vor und hinter dem Zug zu schließen und damit Bahnfahren noch attraktiver zu machen.“ Im Klartext: Die Bahn will verstärkt Rad fahren.

Das Konzept von Call A Bike: Velos können für Zeiträume von zehn Minuten bis 48 Stunden an einer festen Station oder an einer beliebigen Straßenkreuzung entliehen und wieder abgestellt werden. Die elektronischen Schlösser werden mit Hilfe des Mobiltelefons geöffnet und gesperrt. Ab September sollen die auffälligen Mieträder in der bayerischen Metropole wieder rollen. Hier waren sie vor der Pleite des Anbieters schnell akzeptiert und viel genutzt. Die Bahn will die moderne Art des Fahrradteilens auch bald in anderen Großstädten und touristischen Zentren etablieren.

Die Botschaft ist eindeutig: Wer sein Fahrrad liebt, lässt es zu Hause. Und wer eins braucht, leiht es sich bei der Bahn.

DORIS FRIEDRICH