was haben sie gegen den sommer?
: Cornelius Grätz,sammelt Schneemänner

Cornelius Grätz: Was ich gegen den Sommer habe? Eigentlich nichts. Ich mag sogar die Wärme lieber als die Kälte. Ein dummer Zufall ist nur, dass die Wärme im Widerspruch zu meiner Sammelleidenschaft steht.

Dummer Zufall? Der Sommer tötet Ihre Freunde, die Schneemänner. Die schmelzen einfach weg.

Ich rette sie ja über den Sommer.

Packen Sie im Frühling Schneemannsköpfe in den Gefrierschrank?

Das wäre ein Traum. Einmal solche Gefriertruhen mit Glastüren haben! Wie im Supermarkt. Aber ich lagere meine Sammlung im kühlen Keller.

Das reicht?

Die sind natürlich nicht aus Schnee.

Aus was dann?

Weihnachtsschmuck-Schneemänner aus Holz oder die mundgeblasenen Christbaumanhänger. Und sehr viel aus Papier: Postkarten, Bücher. Das liegt daran, dass ich aus dem Buchhandel komme.

Für die gilt dann nicht das Gedicht auf Ihrer Seite schneemannsammlung.de : Schneemann lass Dich loben / Bis die Sonne droben / Dich verbrennt mit Kleid und Fell / Bleibst Du unser Spießgesell.

Von denen aus Lebensmitteln sind kaputtgegangen. Aber der Marzipanschneemann, eins meiner ältesten Stücke, ist nur vertrocknet.

Wieso machen Sie es sich im Sommer so schwer? Sie könnten doch auch auf Sandburgen umsteigen.

Meine Familie und ich haben mittlerweile so ein geschultes Auge, dass wir überall im Sommerurlaub irgendeine Art Schneemänner finden. Und wenn es noch so heiß ist. Auch in Spanien oder Amerika.

Gibt es eigentlich Schneefrauen?

Schneefamilien gibt’s. Aber irgendwie ist er männlich besetzt. Nur Schneemänner sind so kalt.

INTERVIEW: GEORG LÖWISCH

Fotohinweis: CORNELIUS GRÄTZ (31) betreibt www.schneemannsammlung.de. In seinem Keller übersommern Schneemänner