Klipp & klar: Kuntz

Auch nach dem deftigen Pokal-Aus gegen Mannheim wird beim Karlsruher SC weiter der „Sauladen“ ausgemistet

KARLSRUHE taz ■ Sonderlich viel gab es gar nicht mehr zu sagen zum Schweiß treibenden Spiel in sengender Sommerhitze, dazu war das Ergebnis dann doch zu deutlich ausgefallen. Nach einem 2:5 in eigener Hütte fällt es bisweilen eben schwer, auch nur ansatzweise anzudeuten, die Niederlage sei eher zufällig zustande gekommen denn zu Recht, und so ist es manchmal besser, sich ohne lange Umschweife den Worten des Siegers anzuschließen, schon weil der sich gemeinhein doch viel leichter tut mit erhellenden Analysen.

Stefan Kuntz und wie er die Mannschaft sieht

Der Sieger an diesem heißen Tag im Karlsruher Wildpark kam aus dem benachbarten Mannheim, und was Waldhof-Trainer Uwe Rapolder zum Spiel der Seinen in der ersten Runde des DFB-Pokals zu Protokoll zu geben hatte, traf den Kern der Sache schon ganz genau, auch wenn die Zusammenfassung eher in einer jener Fußballerfloskeln endete: „Alles in allem“, sprach Rapolder da, „hat die bessere und cleverere Mannschaft gewonnen.“

So kann man das sehen. So sah es auch Stefan Kuntz, Übungsleiter der doch deutlich unterlegenen KSC-Elf. Große Worte wollte der 38-Jährige jedenfalls nicht verlieren über die Niederlage, eher gedrängt musste der ehemalige Nationalstürmer werden, überhaupt etwas zu sagen zu seiner Sicht der Dinge. Die beinhaltete immerhin ein ganz passables Spiel der Seinen, gespickt allerdings mit ein paar üblen individuellen Patzern, die prompt stets zu Gegentoren führten und die Niederlage in ungerechtfertigte Höhe trieben, was Kuntz seinen Mannen noch klipp und klar aufs Brot schmieren will – im internen Mannschaftszirkel freilich, was bei dem sonst so zuverlässigen Torwächter Thomas Walter sowie Verteidiger Marco Grimm dennoch leicht für einen Satz roter Ohren sorgen könnte.

In aller Öffentlichkeit hingegen zog es Stefan Kuntz vor, auf die Verhältnismäßigkeit der Dinge an diesem Samstag hinzuweisen, die zweifellos so gelagert sind: Die Waldhof-Buben hatten vergangene Saison den Aufstieg in Liga eins lediglich um ein Pünktchen versemmelt, der KSC hatte zeitgleich gerade die schlimmste Saison seiner Vereinsgeschichte beendet, an deren Ende wenigstens die Rückkehr in Liga zwei stand. „Das darf man nicht vergessen“, mahnte Kuntz nun an, bevor er zur allseitigen Erinnerung auch das Saisonziel nochmals ins öffentliche Gedächtnis rief: „Wir wollen nicht absteigen.“ Das ist ein durchaus ehrbares Ziel für einen Aufsteiger. Und es ist wohl ganz gut so, dass Stefan Kuntz, der rund um die Beamtenstadt längst als Glücksfall für den KSC gefeiert wird, sie manchmal daran erinnert in Karlsruhe, damit nicht schon wieder Großmannsucht sich ausbreitet beim einstigen Uefa-Cup-Halbfinalisten. So wie sie es am Ende der Amtszeit von Roland Schmider getan hatte, der 25 Jahre lang Präsident war beim KSC und damit etliche Jährchen zu lange.

Als Schmider, ein weinseeliger Getränke-Großhändler, vor eineinviertel Jahren endlich und eher gezwungenermaßen abtrat, war der KSC ganz unten: Sportlich abgestiegen in die Regionalliga, wirtschaftlich belastet mit über elf Millionen Mark Schulden, allein in der Vorsaison hatten Schmider und seine Getreuen runde 20 Millionen Mark verpulvert, um wieder in die Bundesliga aufzusteigen – und waren am Ende doch in der Regionalliga gelandet.

Dass es den KSC heute überhaupt noch gibt im bezahlten Fußball ist allein einer 15-Millionen-Beihilfe von Michael Kölmels berühmt-berüchtigter Sportwelt zu verdanken.

Detlef Dietrich und wie er den Verein sieht

„Wir haben einen Sauladen übernommen“, sagt Detlef Dietrich, der neue Präsident, noch immer sind er und seine Führungscrew damit beschäftigt, den Stall auszumisten. „Wir sind noch heute überrascht, was für Dinge da ans Tageslicht kommen“, sagt Wilfried de Buhr, der neue Geschäftsführer. Ein Masseur, der sich mit 15.000 Mark monatlich entlohnen ließ zum Beispiel, oder ein Busfahrer, der sich Logistik-Manager nannte und es auf 8.000 Mark netto brachte, dafür aber schon mal 584 Überstunden zusätzlich abrechnete – in einem Monat. Das alles riecht schwer nach Selbstbedienungsladen – und letztendlich ging der ehemalige Präsident mit gutem Beispiel voran: Schmider selbst wurde dafür bekannt, rund 270.000 Mark eingesteckt zu haben – als Ausgleich für Verdienstausfälle in seiner Firma.

Dass sein Nachfolger Dietrich und Geschäftsführer de Buhr bisweilen mit eisernem Besen kehren mussten, um all den Filz hinauszukehren, wird den neuen KSC-Bossen rund um den Adenauerring bisweilen sogar übel genommen. „Manchmal wird hier so getan“, sagt Dietrich, „als hätten wir den Sauladen verursacht.“ FRANK KETTERER