Die Seuche kehrt zurück

Allen Beteuerungen der Regierung zum Trotz: In Großbritannien ist die Maul- und Klauenseuche noch lange nicht besiegt. Neue Ausbrüche in Northumberland

DUBLIN taz ■ Die Maul- und Klauenseuche ist wieder dort angekommen, wo sie begonnen hat – im nordenglischen Northumberland. Am Freitag wurden 70 Kühe und 200 Schafe auf der Taylor Burn Farm bei Hexham getötet. Bis gestern Nachmittag wurden auf zwei weiteren Höfen neue Fälle festgestellt. Die Bauern sollen Vieh auf dem Markt in Hexham gekauft haben. Im weiteren Umkreis wurden alle Tiertransporte verboten. Die Polizei erwog sogar Straßenpatrouillen. Von der Seuche sind inzwischen 1.973 Höfe betroffen, ein Ende ist nicht in Sicht.

Der erste Fall war im Februar in Heddon on the Wall auf der Schweinefarm von Bobby Waugh, der nun angeklagt werden soll, aufgetreten. Von dort hat sich die hochgradig ansteckende Seuche in Windeseile im ganzen Land bis hinüber nach Irland verbreitet. Premierminister Tony Blair musste deshalb die Wahlen, die ursprünglich im Mai stattfinden sollten, um einen Monat verschieben.

Pünktlich zum Wahltermin am 7. Juni hatte die Regierung die Seuche für besiegt erklärt. Doch Experten bezweifelten das und behielten Recht. Die rigorose Tötungspolitik, der Millionen Tiere zum Opfer gefallen sind, konnte die weitere Ausbreitung nicht verhindern.

In Northumberland hatten die Bauern gehofft, bald den seuchenfreien Status wiederzuerlangen, nachdem in den vergangenen 14 Wochen kein Fall mehr verzeichnet worden war. Arthur Griffiths, der staatliche Chefveterinär in Northumberland, sagte: „Wir haben eine intensive Untersuchung eingeleitet, um herauszufinden, wie es zu diesem Ausbruch mehr als zwei Monate nach dem letzten Fall kommen konnte.“ Man prüfe jeden Kontakt, den die Taylor Burn Farm mit anderen Höfen hatte, und ob Tiere transportiert wurden.

Ein Sprecher des Bauernverbandes sagte: „Die Bauern in Northumberland sind schockiert.“ Es habe doch in letzter Zeit vereinzelte Ausbrüche in Wigan und Warrington gegeben. „Und wir hoffen, dass es auch hier ein Einzelfall bleiben wird.“ Zumindest diene die Geschichte aber dazu, „die Fleischproduzenten und Bauernhofbesucher daran zu erinnern, dass sie weiterhin alles unternehmen müssen, um die Tiere nicht zu gefährden“.

RALF SOTSCHECK