Hilfe für Problem Nr. 1

■ Beratungsstelle Lukas sucht Alkoholabhängige auch Zuhause auf

Der Fall des 62-jährigen Rentners, der eine Woche hilfslos in seiner Eppendorfer Wohnung lag, zeige, wie wichtig die Arbeit von „Lukas“ sei, sagte Sozialsenatorin Karin Roth (SPD). Lukas – so heißt die „Luruper Kontakt-, Anlauf- und Suchtberatungsstelle“, die gestern am Einkaufszentrum Eckhoffplatz eröffnet wurde.

Neu am Konzept: Mit einem Café bietet dieser Treff nicht nur niedrigschwellige Hilfe für Alkohol- und Medikamentenabhängige. Die sechs Mitarbeiter haben sich auch ins Konzeptbuch geschrieben, Suchtkranke Zuhause aufzusuchen. „Uns war aufgefallen, dass viele Menschen in ihren Wohnungen verslummen“, sagt Projektleiter Mark Möller, der bis vor kurzem noch in der ebenfalls vom „Diakonischen Werk Blankenese“ betriebenen Beratungsstelle am Eidelstedter Platz tätig war. Hier probte das Team seit Januar den Einsatz, bevor es nun in eigene Räume an der Luruper Hauptstraße 136a umzog.

Viele Menschen, so Möller, seien wegen ihrer sozialen Entwurzelung und Isolation nicht in der Lage, von sich aus eine Beratung aufzusuchen. Hinzu kommt, dass der Hamburger Westen mit Beratungsstellen bisher stark unterversorgt war: Nur fünf von 16 Anlaufpunkten lagen rechts der Alster, wo es mit Osdorfer Born, Lurup und Eidelstedt auch soziale Brennpunkte gibt. „Hier verelenden Menschen in schwierigen Wohngebieten“, sagt Sozialarbeiterin Barbara Grünberg. Die Lukas-Mitarbeiter reagieren auch auf Hinweise von Nachbarn und Bekannten.

Die Stadt Hamburg wird Lukas fünf Jahre lang mit 740.000 Mark jährlich finanzieren und stellt den geschätzten 60.000 Hamburger Alkoholkranken damit die 17. Beratungsstelle zur Verfügung. Alkoholabhängigkeit sei immer noch das „sozialmedizinische Problem Nummer 1“, betonte Karin Roth. Sie führe zu Isolation und Verwahrlosung und beeinträchtige auch Kinder und Familien.

Lukas bietet neben Freizeit- und Selbsthilfegruppen auch Beratung für Angehörige und verspricht bei Krisen „schnelle Hilfe ohne Wartezeit“. Ein Problem ist mit Lukas allerdings noch nicht gelöst: Die Wartezeit für „längere, klärende Gespräche“, die vor einer Therapie meist nötig sind, ist in Hamburg mit bis zu vier Monaten insgesamt viel zu lang, weil es an Beratungskapazität fehlt. Kaija Kutter