D-Mark? Peanuts!

■ Kunst gegen den Abschiedsschmerz in Oldenburg

Drei Millionen Mark in kleinen Scheinen im Schredder. Schmerzt Sie die Vorstellung?

Dabei heißt es doch Abschiednehmen von der D-Mark! Außerdem hat Manfred Räber, seines Zeichens Künstler, die drei Millionen gar nicht selbst zerschreddert, sondern von einem befreundeten Lüneburger Bankdirektor und später von der Landeszentralbank bekommen. Die ersten D-Mark-Leichen, in Staubsaugerbeuteln farblich sortiert und abgepackt.

In der Ausstellung „Abschied von der D-Mark, Goldregen und andere Arbeiten mit und auf bedrucktem Papier“ verarbeitet der Oldenburger Künstler die einst wertvollen Papierschnipsel zu Plastiken und Bildern. In Anspielung auf die Pop-Art, die erste Kunst, die offensiv mit Markt und Geld verkehrte, benutzt Räber Industrieprodukte, die er mit weißer Farbe, mit Zeichen weiblicher Körper und eben mit besagtem Schreddergut verfremdet.

Die D-Mark, noch Symbol nationaler Identität und Ausdruck deutschen Lebensstandards, wird dem Künstler zum Farbpigment. So zeigt das Bild „Die Wiese oder die Quadratur des Kreises“ Flächen aus farblich sortierter Geldpampe. Die Umrisse des pointellistischen Bildes ergeben einen weiblichen Unterleib. Die Farbe der ehemaligen Geldscheine schillert in verschiedenen Rottönen. Etwas „Poetisches“ bekommen die Geldscheine auf einmal, vorausgesetzt, man macht sie kaputt.

Ein anderes Werk zeigt Erbsendosen in verschiedenen Größen. Die Dosen sind leer, der Inhalt wurde vom Künstler selbst mit Hilfe von Tochter und Mutter aufgegessen. „Das Material birgt eine gewisse Authentizität“, so Räber. Die Dosen sind in weißes Papier gewickelt, auf denen wieder Frauenkörper angedeutet werden. Die Techniken der Werbung werden so verdeutlicht und verfremdet zugleich. Erbsenzählerei zu assoziieren ist ebenso naheliegend wie die Erinnerung an Andy Warhols berühmte Campell's-Soup-Installation.

Manfred Räber, der sich den reichlich unbescheidenen Künstlernamen man.rae gab, betont, wie sehr ihm am Zusammenhang von Kunst und Leben liege. Auf die Titelseiten von vergilbten Reclamklassikern wie Goethes Faust und Shakespeares Hamlet zeichnete er Frauenkörper. „Eine realistische Reminiszenz an die Schulzeit“, schmunzelt Eröffnungsredner Joachim Seidel.

„Goldjungs mobil“, heißt eine andere Skulptur. In einem tragbaren Kickerspiel kleben die Fußballer an den D-Mark-Schnipseln. Das Spiel ist mobil, die Spieler unbeweglich. Die Aussage ist so klar wie Geldsuppe: Kapitalismus im Sport – die Fußballer stecken im Sumpf des Geldes. Eine Ausstellung, nicht ohne Plattheiten. Für Melancholiker, denen der Abschied von der D-Mark noch schwerfällt, dennoch eine wirkungsvolle Therapie!

Mona Motakef

Die Ausstellung ist noch bis zum 13. Oktober in den Räumen der Landesbibliothek Oldenburg, Pferdemarkt 15 zu finden.