Nicht ohne meinen Tropfenfänger

■ Die Ausstellung „Helfershelfer“ im Design Zentrum zeigt, wie man sich mit Knoff-Hoff das Leben sicherer gestalten kann

7.15 Uhr. Der Wecker klingelt, aufstehen, Zähne putzen. Beim Kaffee kochen die erste Katastrophe: Der nasse Filter knickt ein, das Wasser schwappt durch, Riesensauerei. Der Tisch kippelt, die Teebeutel flutschen in die Kanne, verbrannte Finger beim Rausfischen, alles sifft auf die Hose. Roter Früchtetee tropft von der Schnaupe. Tischdecken sind in solchen Momenten immer blütenweiß und frisch gewaschen. Der ganz normale Wahnsinn.

Da saßen Designer tagelang an ihren ausgetüftelten Produkten und dann sind die alles andere als perfekt. Wer in solchen Momenten einen findigen Ehemann, Nachbarn oder Mitbewohner besitzt, kann sich glücklich schätzen, wird er doch sogleich versorgt mit Anti-kippel-Bierdeckeln und Tropfen-Saugtüchlein. Ganz findige Menschen setzen sich dann tagelang hin und tüfteln an Produkten, die helfen, vorhandene Produkte besser zu machen. Solche Menschen erfinden dann den Plastik-Kaffeefilterknickschutz oder kleine Saugnäpfe für den Kannenrand, an die man Teebeutelenden schnüren und somit ein Hineinrutschen selbiger verhindern kann.

Die beiden Berliner Designer Jörg Adam und Dominik Harborth sind fasziniert von diesen kleinen Helfershelfern, die im täglichen Leben vor allerlei Katastrophen schützen. Sie haben zusammengetragen, was ihnen in die Hände fiel und die skurrilen Gerätschaften und einige Eigenkreationen in eine herrlich amüsante Ausstellung gepackt. Die ist derzeit im Design Zentrum im Wilhelm Wagenfeld Haus zu sehen. „Diese Dinge füllen eine Nutzerlücke“, meint Dominik Harborth. „Es sind keine schrulligen Erfinderleistungen, sondern Serienprodukte, die in jedem Supermarkt erhältlich sind.“

Die Ausstellung zeigt, dass sich im Laufe der Jahre schon zahllose findige Menschen allein mit dem Thema tropfende Kannen beschäftigt haben. Da gibt es Tropfenfängerrosetten aus rosa Papier, Schaumstoffrollen zum Überstülpen, waghalsige Haken-Schwamm-Konstruktionen am Gummiband zum Umspannen der Kanne. Manche haben sogar einen kecken Plastikschmetterling obendrauf gesetzt. „Der Schmetterling ist vielen vielleicht zu kitschig, es gibt aber auch extra Tropfenfänger für Designer-Kannen“, erklärt Jörg Adam. „Der eine findet sich mit den Flecken auf der Decke ab, der andere wischt mit dem Finger und der Dritte kauft sich eben einen Trop-fenfänger.“

Ein Mekka für praktisch veranlagte Menschen ist diese Ausstellung. Wer hat nicht schon immer vom Abflusssieb mit Zitronenduft geträumt, vom Aufsteckradiergummi, der Toilettensitzpolsterung, dem Nasenschutz gegen Sonnenbrand, Ascheraufsätzen für Getränkedosen – nie mehr daneben aschen! – oder dem praktischen Spitzeraufsatz – nie mehr daneben spitzen! Raucher müssen nicht mehr ihre Feuerzeuge verlieren, denn es gibt „Happy Hand“, die grüne Klemmhand, mit der man den Feuerspender an der Zigarettenpackung befestigen kann. Wollten kleine Leute nicht schon immer eine Badewannenverkürzung, um nicht in der Seifenlauge zu ertrinken? Denken Sie daran, die meisten Unfälle passieren zu Hause! Aber das Schönste ist doch die Doppelbettbrücke. „Wenn ein Graben das Ehebett in zwei Hälften teilt, hilft keine Eheberatung“, droht der Katalog „Die moderne Hausfrau“ an. Aber kein Problem: In solchen Fällen helfe eine weiße, aufblasbare Plastikwurst. Zwischen die Matratzen eingepasst, schützt sie vor Kälte und bietet Kindern ein „kuscheliges Nestchen“. Auch das Eheglück ist so gerettet, denn keine schmerzhafte Ritze hindert einen, unauffällig in die andere Betthälfte zu rutschen. spo

Bis zum 30. September im Design Zentrum (Wagenfeld-Haus, Am Wall 209) : Dienstags 12 bis 21 Uhr, Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr