Tief Helge

Die Würstchennummer mit Helge Schneider: Der neue HipHop-Hocker des Musikclowns und Königs der Klopse

Jörg Kachelmann hatte das Tief Pablo armwedelnd im „Morgenmagazin“ angekündigt, und so traf die Wolkenansammlung denn auch pünktlich mittags in Berlin ein. Helge Schneiders Leute waren gerade dabei, die 50 Bratwürste aus dem Kofferraum zu holen, als es auch vorm Reichstag nass wurde. Deshalb bekamen die Journalisten statt dem angekündigten Bratwurstessen wie bei einer Schnitzel(!)jagd, Anweisung, den anderen Grillplatz aufzusuchen. Da stand dann auch schon eine verklumpte Menge Mikros, Kameras und Regenschirme um einen ziemlich kleinen Vollbartträger mit Hut herum. Peter Maffay wird ja bei Videos immer auf Apfelsinenkisten gestellt, Helge stand leider auf dem Boden. Eine nette Volontärin der Welt ließ mich unter ihren Schirm. Von hier konnte man zumindest Mundbewegungen von Tief Helge sehen. Zu hören war eh nichts – wenn, dann so was wie „ja, meine neue Show hat viele Gags“

Viel größer als Helge war sein Bodyguard, aber der sagte noch weniger als der Sänger. Laut saugend fuhr ein Hundekackesauger der BSR hinter uns die Schräge zum Reichstag hoch. Dabei hätten wir Helge so tolle investigative Fragen gestellt. Warum er bei seinem letzten Gastspiel im BKA die Flucht ergriff, obwohl er einige Tage länger auftreten wollte. Oder, knallhart überraschend: Warum hast du damals einem Freund von mir die Freundin ausgespannt, Helge?

Aber die Kamerateams stehen immer noch im Bild. Unterm Schirm ist es eigentlich auch recht gemütlich. Die Pressefrau sagt, als jemand „Scheiße, Scheiße, Scheiße“ neben ihr nuschelt, sie könnten auch in den Bus dort drüben steigen. In den Bus regnet es auch rein, aber der Fahrer von Gulliver’s Reisen ist nett. Wir lesen im Info zu Helges kommender Tour „Plautze voll“. Der „König der Klopse und Musikclown hat neue Lieder ausgebrütet, sein neuer HipHop-Hocker wartet schon im Bus“. Wir auch. Helge kommt kurz rein, fragt, ob es nichts zu trinken gibt. Geht wieder in den Regen.

Später macht der Fahrer endlich die Heizung an, mein nasses T-Shirt trocknet langsam. Helge kommt in den Bus, verschwindet nach hinten, dabei hatte ich mich extra vorn hingesetzt. Hektische Reporterinnen von Radio Eins und 88,8 telefonieren. Helge gibt ein Liveradiointerview. Wieder ist nichts zu verstehen. Fahren Sie bloß nicht weg, befiehlt die Reporterin dem Fahrer. Dabei hätten wir gern auf die Würstchennummer verzichtet und eine Stadtrundfahrt mit Helge gemacht. Ist aber nicht geplant. Helge wird gefragt, ob ihn der Rummel nicht nerve. Nein, im Anfang sei er vor drei Leuten aufgetreten, keiner habe gelacht. Das ist jetzt besser. Am 28. 8. startet Helge Schneiders Solotour in Dresden, ab 17. 9. ist er für vier Tage in der Berliner HdK. Wenn er so lange durchhält.

ANDREAS BECKER