funkloch
: Völlig kirre unterm Funkturm

Das Trommelfell schmerzt, aber die Sorgen sind weggeblasen

Einer der ersten Stände verrät in knallroten Riesenlettern das Hauptziel der vergnüglichen Funkausstellung: „Happiness“. Nein, es geht natürlich nicht um glückliche Musik aus freilaufenden HiFi-Anlagen. „Happy People“, konkretisiert ein Stand drei Hallen weiter die internationale Zielsetzung. Ach so. Die kaufkräftigen Konsumenten sollen also freudetrunken über das Messegelände taumeln.

Weil man kein Stoffel sein möchte, nimmt man sich das zu Herzen. Let them entertain you. Wer schlecht geschlafen hat, spaziert erst mal in eines der wundervollen „Bass-Studios“. Schalldichte Kammern, in denen Autoradiohersteller ihren gehörgeschädigten Stammkunden die Top-Lautsprecher der Saison vorführen. Pioneer lockt mit der innovativen „E-Motion-Serie“ in Halle 17. Der Katalog verspricht „die Wiedergabe eines Streichquartetts oder härtester Techno-Bässe in Konzertlautstärke“. Dazu satte 91 Dezibel. Man lässt sich kurz voll wummern und geht wieder.

Anschließend tut zwar das Trommelfell weh, aber die Sorgen sind wie weggeblasen. In Halle 18 beglückt Sony mit neumodischen „Mega Handycams“, weltweit einzigartigen Kameras mit mehr als 1,5 Megapixel. Auflösung vermutlich, denn der Katalog behauptet: „Schärfer als Ihr Gedächtnis.“ Man stellt sich einfach davor und findet sich auf einem Monitor wieder. Jetzt noch schnell „Ui, ich bin im Fernsehen“ sagen, und eine Horde von Nachahmern ist sicher. Alle möchten gerne ins Fernsehen.

Zur Verschnaufpause am besten in den Sommergarten gehen. Hier kann man viele zitternde Omas dabei beobachten, wie sie mit ganz vielen Tüten rumhantieren, die ihnen irgendwo irgendjemand in die Hand gedrückt hat. Nokia-Tüte klein falten und in die Telekom-Tasche stecken. Telekom-Tasche auch klein falten und in die ZDF-Tüte . . . Mist, passt nicht. Vielleicht in den Ebay-Beutel?

Zurück in den Ausstellungshallen ist man von den Schwindel erregenden Projektionen an den Wänden schon bald völlig kirre. Dem Glücksrausch quasi hilflos ausgeliefert. Dann stimmen ein paar Acappella-Jungs am Panasonic-Stand Lieder über Soundqualität und Komforttasten an. Zwischendurch hämmert eine hüpfende Moderatorin krass überzeugende Kaufargumente raus. Ihr Nachname ist wahrscheinlich Dynamik. Und die Welt wird sich ändern. Oh, wie ist das schön. Zum Guten nämlich. Dank Panasonic. CHRISTIAN TERIETE