saberschinsky geht
: Ende einer Dienstzeit

Die Amtszeit von Hagen Saberschinsky stand unter keinem guten Stern. In der ersten Dienstnacht des frisch gebackenen Polizeipräsidenten erschossen 1992 iranische Killer vier kurdische Oppositionelle im Restaurant „Mykonos“. Die Ermittlungen wurden verschleppt. Schon damals stellte Saberschinsky klar: „Einen Korpsgeist in vernünftigen Bahnen halte ich nicht für etwas Negatives.“

Porträtvon ANDREAS SPANNBAUER

In der Folge sollte sich der 1939 in Klosterheide (Brandenburg) geborene Saberschinsky nicht als Glücksfall für mehr Transparenz und Effizienz bei der Polizei erweisen. Noch bis vor einem Jahr kam er ohne Computer aus. Pannen pflasterten den Weg des ehemaligen Hauptabteilungsleiters im Bundeskriminalamt, der bereits mit 18 Jahren in den Polizeidienst eingetreten war. Auf die Forderung nach mehr Sicherheit für jüdische Einrichtungen antwortete Saberschinsky 1999: „Ja, gut, o. k., wir schützen die ganze Welt.“ Am nächsten Tag kam es zu einem Blutbad vor dem israelischen Generalkonsulat, bei dem vier Kurden von Sicherheitskräften erschossen wurden. Bei der SPD trug dies dem parteilosen Beamten den Ruf eines „heillos überforderten Bürokraten“ ein. Als kompromisslos erwies sich der stets etwas hölzern wirkende, schmächtige Mann dafür bei der Verteidigung seiner Mitarbeiter. Ob vermummte Polizisten Steine auf der 1. Mai-Demonstration warfen, Bereitschaftseinheiten aus Berlin beim Castor-Einsatz in Ahaus mit ihrer Brutalität selbst den nordrhein-westfälischen Innenminister entsetzten oder Beamte Obdachlose und Prostituierte an den Stadtrand verschleppten: Saberschinsky stand vor seiner Truppe. Selbst für den Gebrauch des Wortes „Kanake“ durch einen Polizisten zeigte er Verständnis. Sein letzter Coup war eine umstrittene Plakatfahndung nach mutmaßlichen Steinewerfern, durch die auch Unschuldige ins Fadenkreuz der Justiz gerieten. Rücktrittsforderungen sind, auch wegen innerpolizeilicher Konflikte, Legion.

Zweimal wurde die Dienstzeit Saberschinskys, die erstmals 1999 ausgelaufen war, um ein Jahr verlängert. Gestern teilte Innensenator Ehrhart Körting (SPD) mit, dass der 61-Jährige, der „in seiner Amtszeit viel erreicht“ habe, seinen Stuhl zum 31. Oktober räumen muss.