Aktionäre verärgert über versuchte Vertuschung

Auf der Hauptversammlung der Berliner Bankgesellschaft fordern die Kleinanleger ohne viel Erfolg Rechenschaft von Vorstand und Aufsichtsrat

BERLIN dpa/taz ■ Gut anderthalb Stunden dauerte gestern die Rede von Vorstandschef Wolfgang Rupf. 90 Minuten lang Rechtfertigungen für eine der größten Katastrophen in der Kreditwirtschaft und die Versicherung, mit dem Sanierungskonzept habe die Bankgesellschaft den Durchbruch erreicht.

Die frustrierten Kleinaktionäre konnte der 59-jährige Konzernchef auf der Hauptversammlung in Berlin damit nicht überzeugen. Den Haupteignern hatte er schon vor Wochen seinen Rücktritt angeboten.

Wer gekommen war, wollte etwas hören, wollte Namen, wollte Verantwortliche für die Ungereimtheiten und den Beinah-Zusammenbruch des Instituts, für den Kursverfall seiner Aktien. Die kleinen Anleger seien gnadenlos über den Tisch gezogen worden, kritisierte Kai Weigert von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Die bisherige Kapitalvernichtung sei mit der Entwicklung am Neuen Markt vergleichbar. „Bei der Bankgesellschaft haben nicht nur der Vorstand, sondern auch die zweite und dritte Führungsebene versagt.“ Auch die Großaktionäre, mit 56,6 Prozent vor allem das Land Berlin unter der zerfallenen großen Koalition, standen in der Kritik.

Nicht einmal beim Mittagessen ließ der Zorn nach. Mit ihren Aktien könne sie jetzt die Wohnung tapezieren, schimpfte eine Anlegerin zwischen zwei Bissen.

Rupf gestand Steuerungs- und Kontrolldefizite auf Grund der Struktur des 1994 zusammengeschusterten Konzerns ein. „Heute müssen wir feststellen, dass eine konsequentere Umsetzung der rechtlichen Einflussmöglichkeiten – wäre sie denn möglich gewesen – notwendig gewesen wäre.“ Detailliert erläuterte er das Fehlverhalten früherer Vorstände – fünf sind heute nicht mehr im Konzern.

„Eines ist klar“, sagte er, „die Bankgesellschaft ist in ihrer Struktur keine Vereinigung von Kriminellen.“ Der Vorstand in seiner heutigen Zusammensetzung sehe kein persönliches Fehlverhalten.

Das sahen die Kleinaktionäre anders. Kleinaktionärsvertreter Malte Disselhorst sprach von dem „größten Skandal“ in der Geschichte der Banken in der Republik. Der Vorstand dürfe nicht entlastet werden. „Sein Versagen liegt auf der Hand.“ Auch Angestellte der Bankgesellschaft, die Aktien des Instituts halten, wollten gegen eine Entlastung stimmen. Dem kam Rupf aber zuvor. Er zog den Antrag des Vorstands auf Entlastung vorläufig zurück – bis zur Vorlage der Prüfungsergebnisse von Bankenaufsicht, Untersuchungsausschuss und Staatsanwaltschaft. Dafür erntete der Konzernchef spontanen Applaus – den einzigen bis zum Ende der Rede. Auch seinen Optimismus, das Sanierungskonzept für das Krisen-Bankhaus bedeute den endgültigen Durchbruch, teilte kaum jemand.

Die Aktie solle vom Kurszettel genommen und jeder Kleinaktionär zum Einstandskurs abgefunden werden, forderte Weigert. Mit jetzt 8,30 Euro hat die Aktie in zwei Jahren mehr als die Hälfte an Wert verloren. ROT