Jessye Norman doch im Hangar?

■ Morgen beginnt das „Musikfest“/Verwirrung über den Zuschuss des Wirtschaftssenators

Der Herr über 2,375 Millionen sprach inhaltsschwere Worte: „Standortqualität“, „Kulturproblem“, „Lebensnukleos Kultur“, „Fragen an die Effizienz“. Wirtschaftssenator Hattig, dessen Ressort mit 2,375 Millionen Mark am Musikfest beteiligt ist, äußerte sich auf der letzten Pressekonferenz vor dem morgigen Beginn des Festivals auch zur Gretchen-Frage des zurückliegenden Kulturpolitik-Sommers: Musikfest weiterhin jährlich, oder tut's auch eine Bienale? Hattig: „Ich würde mich lieber nur Ästhetik der Veranstaltungen äußern. Aber es ist auch legitim darüber nachzudenken, Mittel leicht zurückzunehmen, um Anderes zu fördern. Wir müssen die Effizienz unsere Maßnahmen immer wieder überprüfen.“ In Sachen Musikfest soll das vom 1. bis zum 8. September geschehen: Durch eine Publikumsumfrage, die klären soll, ob auch genügend Auswärtige durch's Festival nach Bremen gezogen werden.

Hattig, Herr über 2,375 Millionen? „Darüber würden wir uns sehr freuen“, kommentierte Musikfest-Geschäftsführerin Ilona Schmiel auf Anfrage der taz. Tatsächlich betrage der öffentliche Zuschuss nur 1,725 Millionen Mark. Ob der Wirtschaftssenator die zusätzliche halbe Million als bescheiden verstecktes Eröffnungspräsent gedacht hat, oder nur die versammelte Presse beeindrucken wollte, konnte gestern nicht mehr ermittelt werden. Immerhin könnte dann ja doch noch – auf die Schnelle – ein Flugzeughangar oder dergleichen für Jessye Norman angemietet werden. Dann würde sie vielleicht bei ihrer ursprünglichen Programm-Planung ( „Winterreise“) bleiben, statt „aufgrund unvorhergesehener Terminverschiebungen in ihrem internationalen Terminkalender“ auf Gospels und undefinierte (aber „Musensohn“-verdächtige) Schuberts auszuweichen.

Wie auch immer. Der Beitrag der Sponsoren („unserer Familie von 40 Partnern, mit denen wir das gemeinsame Produkt herstellen“ – Intendant Thomas Albert) liegt jedenfalls konstant bei 2,181 Millionen. Dazu kommen noch 900.000 Mark durch Eintritte (falls 85 Prozent der 21.813 Karten verkauft werden). Mit diesem Geld also beginnt morgen der musikalische Reigen in Form der „Großen Nachtmusik“: 21 Konzerte in der gesamten Innenstadt.

Der Lichtdesigner verspricht für diesen Abend ein „stehendes Feuerwerk“, fabriziert mit 370.000 Watt Strom und etlichen Kerzen. Insbesondere der Innenhof des Landgerichts (erstmals als Konzertort rekrutiert) lasse Stimmungsvolles erwarten.

Henning Bleyl

Karten unter Tel. 0421/336699