ARD und ZDF in alle Welt

BERLIN taz ■ Glückliches L. A.: Im kommenden Jahr läuft der aktuelle „Tatort“ auch hier zur Primetime. Zwar geht die Traditionsmarke öffentlich-rechtlichen Krimischaffens mit einem Tag Verspätung erst montags auf Sendung, ansonsten bietet der German Channel alles, was dem ARD-Ersten und dem ZDF lieb und teuer ist.

Schließlich ist er ja auch ein gemeinsames Kind der beiden Anstalten mit dem Auslandsrundfunk Deutsche Welle, der vor allem Info-Sendungen wie das „DW-Journal“ beisteuert. „Das Programm sucht in Deutschland seinesgleichen“, sagt deren stellvertretender Intendant Reinhard Hartstein, als Pay-TV-Angebot soll es spätestens ab März 2002 für des Deutschen mächtige Zuschauer in aller Welt – und zunächst vor allem in den USA – empfangbar sein.

Klingt wie schon mal gelesen? Stimmt: Schon im September will nach eigenen Angaben der private „Channel D“ mit einem ganz ähnlichen Konzept deutsche Expatriots begeistern (siehe taz vom 21. 8). Bei der Welle kein Grund zur Aufregung: „Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagt der designierte DW-Intendant (und noch Bremische Staatsrat) Erik Bettermann. Und da Channel D nicht gerade die aktuellesten Programme made in Germany zeige, scheint für die Welle klar, wem der Markt den Vorzug geben wird.

Was unter Bettermanns Vorgänger Dieter Weirich als gordischer Knoten den seit Jahren geplanten „Best of German-TV“-Kanal blockierte, hat sich überraschend schnell erledigt: ARD und ZDF stellen ihre gebührenfinanzierten Programme dem steuerfinanzierten Auslandssender zur Verfügung – inklusive „tagesschau“ und „heute“. Bezahlen muss der German Channel nur noch für die zusätzlich anfallenden Urheberrechte, Marketing und die Verbreitung via Satellit. 60 Millionen Mark Anschubfinanzierung sind beim Bund beantragt, bei Monatsgebühren von rund 15 US-Dollar könnte das Pay-TV mit 70.000 Abonnenten bis 2008 kostendeckend senden.

Allerdings fehlen dem German Channel noch urteutonische TV-Marken wie die „Maus“ und „Monitor“. Letztere interessanterweise, weil man wegen des investigativen Zuschnitts des Magazins das Risiko in den klagefreudigen USA scheut. Dafür laufen die offenbar unproblematischeren Verwandten – von „Panorama“ bis „ZDF.Reporter“.

STEFFEN GRIMBERG