Abgestimmt und verstimmt

Nach Mazedonien-Votum: Union sieht Kanzler ohne Mehrheit. SPD: Merkel wurde von der eigenen Partei Niederlage beigefügt. Müntefering kritisiert SPD-Abweichler

BERLIN rtr/dpa ■ Nach dem Mazedonien-Votum des Bundestages haben Koalition und Opposition die Abweichler auf beiden Seiten als Beleg für eine Führungsschwäche beim Gegner gewertet. CDU-Chefin Merkel und CSU-General Thomas Goppel sprachen von einer schweren Schlappe für Kanzler Schröder (SPD), weil die Koalition keine eigene Mehrheit erreicht hatte. Der Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion Gernot Erler sagte, mit der Kehrtwende der Union hin zur Zustimmung hätten innerparteiliche Gegner der CDU-Chefin Merkel eine Niederlage zufügen wollen. „Ich sehe ein Szenario, das die Ablösung von Frau Merkel vorbereitet. Das war eine Inszenierung.“ Dahinter stünden die CSU und die NRW-CDU unter ihrem Chef Jürgen Rüttgers.

Es war SPD-Generalsekretär Franz Müntefering, der auf einer Wahlveranstaltung in Hamburg die Gegner eines Bundeswehreinsatzes in Mazedonien in den eigenen Reihen hart kritisierte. Er werde auch bei Gesprächen in Partei und Fraktion „deutliche Worte“ dazu finden, so Müntefering gestern. „Ich habe nicht die Absicht, das stillschweigend hinzunehmen.“

Das Wettrennen darum, welcher Politiker der Schnellste auf dem Balkan ist, entschied unterdessen Verteidigungsminister Rudolf Scharping für sich – allerdings erst auf dem Rückflug. Als Unionsfraktionschef Friedrich Merz und CSU-Landesgruppenchef Michael Glos am Donnerstagabend von Priština zurück nach Hause fliegen wollten, hatte Scharping ihr Flugzeug requiriert und in die mazedonische Hauptstadt Skopje umgeleitet. Merz und Glos mussten auf einen anderen Bundeswehrflieger warten.

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