Industrie startet Exportinitiative

Der Export von Solartechnik kommt zwar in die Gänge. Noch fehlt aber die wirtschaftspolitische Unterstützung durch die Bundesregierung. Der Club ländliche Elektrifizierung will die Rahmenbedingungen für den Photovoltaikexport verbessern

„Solarstrom ist oft die günstigste Lösung, um die Bedürfnisse zu befriedigen“

Über 400 Millionen Haushalte in den Entwicklungs- und Schwellenländern leben ohne Elektrizitätsversorgung. Dass die Hälfte dieser Haushalte aber mehr Geld für Kerosin, Diesel und Kerzen ausgibt, als sie für eine sinnvolle Versorgung mit Solarstrom bezahlen müssten, das stellt eine Photovoltaik-Studie der Bank Sarasin fest. Die Elektrizitätsversorgung mit Photovoltaik-Inselsystemen kostet weniger als der direkte Anschluss ans elektrische Netz. Und: „Allein die Versorgung von einem Prozent der nicht elektrifizierten Bevölkerung mit Photovoltaik-Inselsystemen entspricht einem Marktpotenzial bis zu acht Milliarden Mark“, rechnet Klaus Preiser, Koordinator des „Clubs ländliche Elektrifizierung“ vor.

In diesem Netzwerk haben sich 18 deutsche Solarindustrie-Unternehmen zusammengeschlossen: vom Modulhersteller über Systementwickler bis zur Installationsfirma. Der Club ergreift die Initiative, um Rahmenbedingungen für den Photovoltaikexport zu verbessern und Konzepte für die dezentrale Energieversorgung zu entwickeln. Unter der Koordination des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme treten die Unternehmen gemeinsam bei internationalen Ausschreibungen auf; sie unterstützen sich im Marketing und mit Know-how.

Die Solar-Fabrik Freiburg, ein Mitglied des Clubs, hat auch eigene Niederlassungen in Südafrika und Kenia gegründet. Exportmanager Rafael Wiese schwärmt von den 112 solaren Straßenlampen, die einer afrikanischen Kommune auch den Weg in die öffentliche Sicherheit beleuchten. Dem Geschäftsvolumen von rund 300.000 Mark folgen jetzt Wartungs- und Serviceverträge. Außerdem hat das 1996 gegründete Unternehmen speziell für den ländlichen Raum Photovoltaik-Inselsysteme entwickelt. Diese Solar-Home-Systeme (SHS) versorgen Menschen mit dem Strom, den sie für Beleuchtung, Radio und Fernsehen, Computer, Kühlschränke und sonstige Kleingeräte brauchen.

Die kompakten Kraftstationen bestehen aus einem Solarmodul, Wechselrichter, Laderegler und Batterien. Insgesamt erwirtschaften die rund 77 Mitarbeiter des Freiburger Unternehmens fünf Prozent des Umsatzes im Ausland, Tendenz stark steigend.

Das weltgrößte Solarprojekt mit einer Vertragssumme von 48 Millionen Dollar hat BP Solar angekündigt. Der Energieriese soll Solarstrom in 150 philippinische Dörfer mit insgesamt mehr als 400.000 Einwohnern bringen. Die erste Phase des von der spanischen Regierung finanzierten Solarprojektes startet im September. Harry Shimp, Präsident und Vorstandsvorsitzender der BP Solar, betont denn auch, „dass in den abgelegensten Gebieten der Welt Solarstrom oft die kostengünstigste Möglichkeit darstellt, um grundlegende lebenswichtige Bedürfnisse wie Licht, Wasserpumpen, Bewässerungssysteme und Kühlvorrichtungen für Impfungen und Medikamente zu befriedigen“.

Nicht mit Solarstrom-, sondern mit Solarthermieanlagen macht Thermolux Solar aus Kempten von Jahr zu Jahr steigende Umsätze. Die patentierten Vakuum-Solar-Kollektoren erhitzen in vielen Ländern Schwimmbad- und Brauchwasser. „Die Einsatzgebiete reichen aber von der Gebäudekühlung bis zur Meerwasserentsalzung und Lebensmitteltrocknung“, so Linda Luxenhofer, Geschäftsführerin des in drei Schichten produzierenden Unternehmens. Thermolux konzentriert sich dabei vor allem auf sein Know-how in Sachen Kollektor. Das internationale Geschäft möchte man über die strategische Ausrichtung als Kollektorlieferant ausbauen. Im Visier hat die Geschäftsführung namhafte Anlagenbauer wie Abig, AEG/Electrolux, Buderus, Fröling und Nau.

Einige Industrienationen und Unternehmen haben die Kunden der Zukunft bereits entdeckt. Das hat Ralf Hug, Redaktionsleiter des Portals Solarserver, recherchiert. „Die USA, Australien, Frankreich, Spanien und die Niederlande haben Exportinitiativen gestartet, um in den entstehenden Märkten Fuß zu fassen. Das dänische Außenministerium fördert den Aufbau der Energie-Infrastruktur in Indien und Nepal. Die Electricité de France (EdF) und die französische Regierung konzentrieren sich auf Westafrika, Südamerika und Indonesien.“ Auch Argentinien und Indonesien haben staatliche Programme aufgelegt. Großunternehmen wie Shell zeigen in Bolivien, Südafrika und China Flagge. Oft sichert die Weltbank nationale Elektrifizierungskampagnen finanziell ab. All das verspricht erhebliche Umsatzsteigerungen für Hersteller von Solaranlagen und deren Komponenten.

„Deutsche Unternehmen mussten ihre globalen Aktivitäten bisher eigenständig organisieren und finanzieren – oft im Wettbewerb mit internationalen, meist staatlich unterstützten Konkurrenten“, so Hug. Der Club ländliche Elektrifizierung könnte da Abhilfe schaffen. Notwendig wären aber sowohl die wirtschaftspolitische Unterstützung durch die Bundesregierung als auch ein stärkeres Engagement der Unternehmen selbst.

WERNER BRUCKNER

Club ländliche Elektrifizierung: www.cle-export.de; Solar-Fabrik: www.solar-fabrik.de; BP Solar: www.bp.com; ThermoLux: www.thermolux.de; Solarserver: www.solarserver.de