Ohne Job keine Wohnung

„Call me, see me, miet me“? Das städtische Wohnungsunternehmen GWG benachteiligt arbeitslose Wohnungssuchende  ■ Von Frank Sommer

Das städtische Wohnungsunternehmen GWG benachteiligt Arbeitslose bei der Wohnungsvergabe. Diesen Schluss legen die Erfahrungen von Wohnungssuchenden und eine Stichprobe der taz hamburg nahe. Während arbeitslose Bewerber nicht einmal in die Inte-ressenten-Datei des Wohnungsunternehmens aufgenommen wurden, erhielten solche mit Arbeitsvertrag, die sich gleichzeitig beworben hatten, zum Teil mehrere Wohnungsangebote.

„Call me, see me, miet me“ – schon seit Monaten wirbt die GWG (Gesellschaft für Wohnen und Bauen) mit diesem Spruch für ihre Hotline, an der sich Wohnungssuchende selbst am Wochenende über das Angebot des öffentlichen Unternehmens informieren können. Im Februar hat die GWG zusammen mit ihrem Schwesterunternehmen Saga überdies Wohnshops eingerichtet, in denen passende Wohnungen auf der Stelle per Computer ermittelt werden können. „Allzu knapp kann das Angebot städtischer Wohnungen angesichts dieser Vermarktungsanstrengungen nicht sein“, dachte sich der arbeitslose Soziologe Markus S.* und war daher bass erstaunt, dass ihm drei GWG-Geschäftsstellen kein einziges Wohnungsangebot machen konnten.

Ein Test der taz hamburg deutet stark darauf hin, dass hinter diesen Ablehnungen Methode steckt: Vier Frauen und Männer, zwei arbeitslos, zwei nicht, bewarben sich um eine 50-Quadratmeter-Wohnung in denselben Stadtteilen für 700 bis 750 Mark warm – ein Betrag, der notfalls vom Sozialamt getragen würde.

Die Arbeitslosen erhielten gleichlautende Absagen der GWG. Auch in die Interessenten-Datei könne man die BewerberInnen nicht aufnehmen, bedauerte das Unternehmen. Die Nachfrage sei einfach zu groß. Den beiden gut verdienenden Männern dagegen schickte die GWG Angebote ins Haus: im einen Fall zwei, im anderen eines. Beide Interessenten erhielten eine Mietsuchnummer und wurden damit in die Suchdatei der GWG aufgenommen. Sie können mit weiteren Angeboten rechnen.

Für Adrian Teetz, den Pressesprecher von GWG und Saga, handelt es sich bei dieser Ungleichbehandlung um eine Sammlung von Einzelfällen, die keinerlei Aussagekraft hätten. „Sozial Schwache finden bei der Neuvermietung ausreichend Berücksichtigung bei der GWG“, sagte Teetz. Allerdings könnten die öffentlichen Wohnungsunternehmen „nicht gezwungen werden, eine bestimmte Wohnung an eine bestimmte Person zu vermieten“.

Ein bisschen deutlicher sagte es eine Mitarbeiterin des Wohnshop von Saga und GWG im HEW-Kundenzentrum in der Spitaler Straße. „Leute mit Arbeitsverträgen werden selbstverständlich bevorzugt“, beschied sie der arbeitslosen Kauffrau Ruth T.* Das sei aber bei privaten Gesellschaften auch nicht anders. Für Firmensprecher Teetz entspricht diese Aussage „nicht unserer Unternehmenspolitik“. Es sei nicht das Ziel der städtischen Wohnungsunternehmen „bestimmte Interessengruppen auszugrenzen“.

„Eine Wohnung zum Mitnehmen“, mit der der Wohnshop für sich wirbt, hat Ruth T. trotzdem nicht bekommen. Auf ihre Bewerbung erhielt sie nie eine Antwort. Auch Markus S. gab die Suche bei den öffentlichen Wohnungsunternehmen auf. „Meine Bewerbungen bei der GWG waren Zeitverschwendung“, resümiert er. „Ich bin glücklicherweise bei einer Genossenschaft untergekommen.“

*Namen der Redaktion bekannt