Tiefwasserhafen? Egal – Eurogate will einen CT IV

■ Der SPD-Landesvorstand ließ sich von Eurogate den Sinn eines Ausbaus des Containerterminals Bremerhaven erklären – unabhängig von Wilhelmshaven

Sollte eine Mehrheit der HamburgerInnen bei den Wahlen am 23. September eine schwarz-gelb-bräunliche Koalition ermöglichen, könnte das Auswirkungen auf das Dorf Weddewarden an der Außenweser haben – zumindest indirekte.

Vor wenigen Tagen hat der Hamburger CDU-Spitzenkandidat Ole von Beust für den Fall seines Wahlsiegs angekündigt, dass dann Hamburg aus dem Projekt „Jade-Weser-Port“ in Wilhelmshaven aussteige. „Jade-Weser-Port ist die schickere Bezeichnung für „Tiefwasserhafen“. Wenn Hamburg wirklich nicht mitbaut in Wilhelmshaven, werden Bremen und Niedersachsen zwar den Hafen für Schiffe mit über 16 Meter Tiefgang trotzdem in Angriff nehmen, aber die Finanzierung wird sicherlich schwieriger. Das wiederum könnte das Projekt in Zeitverzug bringen.

Und hier liegt vielleicht ein Argument, den Containerterminalausbau in Bremerhaven mit dem umstrittenen CT IV erst recht zu forcieren. Damit werden die Einwände und anhängigen Klagen des Dorfs Weddewarden, dass jetzt schon in großer Nähe zum entstehenden CT IIIa liegt, weiter an Gewicht verlieren. Das kann man zumindest befürchten.

Ob der „Ortstermin“ des Bremer SPD-Landesvorstandes am vergangenen Freitag bei dem Logistik-Konzern Eurogate zufällig genau in diese Zeit fällt? Jedenfalls war man sich an diesem Nachmittag bei blauem Himmel und einer leichten Brise um die Nase einig: So eine Rundfahrt über die Containerterminals in Bremerhaven ist beeindruckend. So nah stehen die meisten Normalsterblichen selten neben den riesigen Pötten, die selbst für den Panama-Kanal zu dick sind. Dann noch zu hören, dass die 1.700 Container Ladung innerhalb von 24 Stunden gelöscht sind, klingt pompös.

Der Gruppengeschäftsführer von Eurogate, Heinz Brand, scheint mit den meisten SPD-LandesvorständelerInnen per „Du“ zu sein. Das macht die Gespräche entspannter. Entsprechend glauben die anwesenden SozialdemokratInnen ihm wohl gerne, dass die Kapazitäten der jetzigen Containerterminals bereits ihre 100-prozentige Auslastung erreicht hätten, und dass auch zur Überbrückung bis zum Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven der CT IV wirklich dringend nötig sei. Brands Antwort auf die Frage, ob die Bremerhavener Erweiterung auch nach Fertigstellung 2010 Wilhelmshaven nötig sei, übernehmen die GenossInnen unhinterfragt: „Der Jade-Weser-Port stellt im übrigen aber keine Konkurrenz zu den Häfen in Bremerhaven dar, da die Schiffe mit einer Tonnage unter 8.000 TEU weiterhin in Bremerhaven abgewickelt würden“, verbreitet die SPD in ihrer Presseerklärung. So als ob wirklich nur die ganz großen unter den stählernen Meeresungetümen Wilhelmshaven anlaufen werden. Aber was hält die kleineren eigentlich davon ab nicht doch den Tiefwasserhafen anzusteuern?

Und die Weddewardener Lärmbefürchtungen? „Wir machen es uns damit nicht leicht“, beteuert Brand. „Wir verwenden nur die neuesten Geräte, die auf dem Markt sind, mit der größtmöglichen Lärmreduzierung.“ Na dann scheint ja alles in Butter. Über den Schutz des dort beginnenden Wattenmeeres und andere Naturschutzfragen wurde an diesem Nachmittag jedenfalls nicht gesprochen.

Außerdem bringe Eurogate für Bremerhaven eine ganze Menge: In den letzten zwei Jahren sind in dem Konzern etwa 300 neue Arbeitsplätze entstanden. Mit CT IV würden es vermutlich noch mehr. „Da verdient man besser, als beim Busfahren“, sagt jedenfalls der Busfahrer der einzigen Linie Richtung Containerterminal. Viele seiner Kollegen wollen lieber selbst an der Kaje arbeiten, als nur andere dorthin kutschieren.

Dass Eurogate so gerne den Bremerhavener Ausbau will, obwohl Heinz Brand gleichzeitig von der Standortunabhängigkeit seines Unternehmens gesprochen hat, ist erklärbar: Dort hat bisher die Stadt jede Kajenverlängerung bezahlt. Beim Tiefwasserhafen sieht das ganz anders aus: Da müssen zu 50 Prozent private Investoren die Finanzierung übernehmen.

Trotzdem will der SPD-Landesvorstand dass die Fragen des Bremerhavener Ausbaus „in die jetzt beginnenden Haushaltsberatungen“ noch einmal einbracht werden. Ulrike Bendrat