Gift im öffentlichen Raum

■ Alle öffentlichen Gebäude sollen wie in Köln auf Schadstoffe überprüft werden, fordern die Grünen / Das soll Schüler schützen

Wenn ein Gebäude mit Schadstoffen verseucht ist, stellt sich dies oft erst Jahre später und meist nur zufällig heraus – wie jetzt bei dem Gebäude der Telekom in Horn. Es folgen Einzelsanierungen. Aber dass viele weitere Gebäude – unerkannt – verseucht sind, daran wird nichts geändert, sagt Doris Hoch, die gesundheitspolitische Sprecherin der grünen Fraktion.

Ihre Partei will es nicht mehr dem Zufall überlassen, ob in öffentlichen Gebäuden Giftstoffe gefunden werden. In einem Antrag in der Stadtbürgerschaft fordert sie, alle öffentlichen Gebäude auf Schadstoffe zu untersuchen.

Früher wurde in Bremen oft gesundheitsschädlichen Materialien benutzt, zum Beispiel Spanplatten (mit Formaldehyd) oder Fugenkitt (mit polychlorierten Biphenylen – PCB). Wahrscheinlich sind deshalb viele öffentliche Gebäude in Bremen mit Schadstoffen belastet. Im Moment ist aber von keinem konkret bekannt, was für Materialien beim Bau verwendet wurden.

Damit schlummert gerade in den 60 Bremer Schulen und über 400 Einrichtungen für Kinder ein gewaltiges Gesundheitsrisiko. Denn Kinder und Jugendliche sind besonders empfindlich. Heuschnupfen, Asthma und Neurodermitis können die Folge einer Schadstoffbelastung sein.

In einer Anfrage an den Senat wollten die Grünen wissen, wie häufig Allergien unter Schulkindern sind. Ergebnis: In Delmenhorst haben bis zu 31 Prozent der Kinder Allergien, in Bremerhaven 15 Prozent. „Von ähnlichen Zahlen für Bremen ist auszugehen“, so der Senat.

Nun soll der Senat dem Vorbild von Köln folgen, fordern die Grünen. Denn doort werden schon seit zehn Jahren alle Gebäude auf Schadstoffbelastungen überprüft, so Doris Hoch. Um Überraschungen in der Zukunft zu vermeiden, wird dort außerdem in einem Baustoffkataster genau verzeichnet, welche Materialien beim Neubau von öffentlichen Gebäuden gebraucht wurden. „Denn was heute noch als unschädlich gilt, kann sich schon morgen als gefährlicher Schadstoff entpuppen.“

In einem solchen Fall wäre man sich aber wenigstens darüber im klaren, wo Belastungen sein könnten. Dann könnte man sich teure und aufwendige Messungen ersparen, so Doris Hoch. Auch das Bremer Gesundheitsamt unterstützt inzwischen die Forderung der Grünen.

Tom Brägelmann