Müde Stimmung

■ Hamburger Konjunktur schwächelt merklich. Auch der Arbeitsmarkt stagniert

Landesbank-Chef Alexander Stuhlmann weiß: Das Gelände ist voller Tretminen. Wenn der Chef einer Bank, die teilweise im Besitz der Stadt ist und die die CDU am liebsten privatisieren will, drei Wochen vor der Wahl etwas zur wirtschaftlichen Lage Hamburgs sagt, dann kann das heikel werden. „Uns wäre auch lieber, der Termin wäre einen Monat später“, sagt Stuhlmann. Aber Halbjahreszahlen sind Halbjahreszahlen und lassen sich nicht erst im Oktober präsentieren. Mit seinem Urteil, dass die Hamburger Konjunktur „sich dem allgemeinen Abschwung nicht entziehen konnte“, setzt der Landesbanker sich zumindest nicht dem Verdacht aus, Wahlwerbung für den regierenden Senat zu machen.

„Unsere Erwartungen vom Jahresbeginn haben sich leider nicht erfüllt“, bilanziert der Vorstandschef. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen sei auch in der Hansestadt gering gewesen, der private Verbrauch zurück gegangen – wenn dies alles hier auch weniger spürbar war als im Bund.

Der Bau ist weiterhin auf ungebremster Talfahrt, der Einzelhandel jammert, die Medienbranche orientiert sich Richtung Berlin. „Hamburg wird sicher keine Medienprovinz, aber die Sogwirkung Berlins kann man nicht wegdiskutieren“, diagnostiziert Stuhlmann. Wenn es die Dienstleistungsbranche nicht gäbe, sähe alles noch viel düsterer aus. Die ist weitgehend immer noch auf Wachstumskurs. Keine Fortschritte macht zurzeit auch der Arbeitsmarkt. Stuhlmann rechnet sogar für die kommenden Monate wieder mit einem Anstieg der Erwerbslosenzahlen, sodass man zum Jahreswechsel bestenfalls die Marke des vergangenen Jahres erreiche. Besser könne es dann wieder im kommenden Jahr werden.

Vorsichtig wird Stuhlmann, wenn es um die Zukunft der Eigentumsverhältnisse bei der Landesbank geht, die je zur Hälfte der Stadt Hamburg und dem Land Schleswig-Holstein gehört. „Der jetzige Senat hat immer sehr deutlich gemacht, dass er einen Verkauf nur dann plant, wenn er haushaltspolitisch unvermeidbar ist.“ Was bei anderen Konstellationen nach dem 23. September passiere, sei jedoch schwer vorauszusagen. aha