Leben und Sterben in Las Washington

Vox leistet sich zwei neue Krimiserien, mag sich aber selbst und „Ally McBeal“ keine wirkliche Konkurrenz machen

Es ist eines dieser fernsehinternen Gesetze, die eigentlich sinnlos sind: Im Herbst müssen neue Serien auf den Markt geschleudert werden. Pro7 hat sich die viel gelobte Sexkolumnistinnen-Sitcom „Sex and the city“ gesichert, eine neue „Emergency Room“-Staffel soll die Wehwehchen-Spanner vor der Glotze halten. Und Vox, der Sender, bei dem außer der Frauenzeitungserfindung „Ally McBeal“ keine Sendung mehr als fünf ZuschauerInnen hat, möchte jetzt mit Spannung anmachen.

„C.S.I. – Tatort Las Vegas“ und „The District – Einsatz in Washington“ zeigen ab heute jeden Mittwochabend, wo der Hammer hängt. Die „Spezialisten“ vom C.S.I. sind Spurensicherer, „Crime Scene Investigators“, die in den „gefährlichsten Ecken der Glitzerstadt Las Vegas“ mit kleinen Pinseln irgendwelche Tischplatten abwedeln, kurz nachdenken und dann in ihr Funkgerät rufen: „Wir haben ihn!“ Nach dem Boy- und Girlgroup-Prinzip wurden sechs Menschen ausgewählt, die zwar alle die gleiche US-Fernsehschauspieler-Glattgesichtigkeit aufweisen, aber natürlich Eigenheiten haben: der „Ermittler der alten Schule“, die „alleinerziehende Mutter“, der „unersättliche Glücksspieler“, der Langweiler, die Neue und der unangenehme Leiter der Mordkommission. In den Pilotfilm, der nur so wackelt vor rasanten Schnitten und überbelichteten Kamerasausen, hat man gleich drei Fälle gepackt: Die Neue muss das Würgen bei einer Obduktion unterdrücken, der Glücksspieler hat so eine Ahnung, und der Langweiler löst einen Prostituierten-Fall. Modernes Handwerk, hochgetunt vom Hollywood-Produzenten Jerry Bruckheimer, der schon in „Armageddon“ und „Pearl Harbour“ sein Händchen für aufgebauschten Bombast-Quatsch bewiesen hat. Die Stadt, in der man wirklich knallige Fälle voller Koksleichen konstruieren könnte, bleibt bei „C.S.I.“ vornehm im Hintergrund. Sehr schade. Ein kleines bisschen abwechslungsreicher scheinen die Charaktere in „The District“ ersonnen. Vor dem Hintergrund der allgegenwärtigen Politik-Verwicklungen muss ein neuer Polizeichef den korrupten Cops und bösen Unterweltlern Washingtons zu Leibe rücken. Chief Jack Mannion (Craig T. Nelson) ist, natürlich, ein unkonventioneller Haudegen, der nebenbei ein paar Betrügereien aufdeckt und sich mit der Vizebürgermeisterin herumärgert.

„The District“-Fan-Clubs werden sich aber garantiert nicht bilden, und auf „C.S.I.“-Treffen wird man lange warten. Vielleicht will Vox sich und seiner mageren Königin Ally auch einfach selbst keine Konkurrenz machen. JZ

„C.S.I“, 20.15 Uhr, Vox„The District“, 21.10 Uhr, Vox