Pizzicato mit versteiftem Gelenk?

betr.: „Medizin für Musiker“, taz.mag vom 18. 8. 01

Als freier Bassist habe ich nach Problemen in verschiedenen Knochen meiner Finger alle mit mir arbeitenden KollegenInnen darüber informiert, um ihnen die Wahl zu lassen, ob sie weiter mit mir arbeiten wollen oder nicht. Manche möchten unbedingt einen Kontrabass im Ensemble haben, anderen ist es gleichgültig, ob ich stattdessen E-Bass oder Akustikbass spiele, was mir bei meinen Schmerzen in den Händen leichter fällt.

Die meisten MitmusikerInnen haben Verständnis. Tritt eine Besserung nicht ein, überlegen sie sich einen Besetzungswechsel oder nehmen in Kauf, dass ich auf andere Instrumente ausweiche. Kann ja ein Projekt auch vorantreiben, wenn ein anderer Klang in der Basis eines Ensembles auftaucht.

Ein zweiter Grund, mich mit meinem Problem zu „outen“, war, dass ich Informationen von verschiedener Seite bekommen habe. So bin ich auch auf Ihren Artikel gestoßen. Das bringt mich in meinen Versuchen, meinen Zustand zu verbessern, weiter und ich fühle mich psychisch nicht isoliert. Nachdem ich den Leistungssportvergleich meinen Beruf betreffend für mich zugelassen habe, begann ich mit Ausgleichssport. Tut gut.

Vor Jahren hatte ich bereits starke Probleme mit meinem Grundgelenk des Zeigefingers der rechten Hand. Was ich in dieser Zeit mit sechs Ärzten erlebt habe, würde einen kleinen Roman füllen. Der Höhepunkt der Odyssee war der Vorschlag eines renommierten Handchirurgen, mir mein Grundgelenk operativ zu versteifen – ich würde beim Pizzicatospiel mit den zwei beweglich bleibenden Vordergelenken des Zeigefingers bestimmt ausreichend zurechtkommen.

Ich werde jetzt Kontakt zu der von Ihnen veröffentlichten Adresse aufnehmen. Ängste vor Verlust der Existenz als MusikerInnen bringen nicht weiter, sondern behindern einen Lösungs- und Genesungsprozess. Ab und zu im stillen Kämmerlein über meine Situation jammern, lasse ich für mich zu. Ich habe gelernt, andere Techniken auszuprobieren, mit meinen Schmerzen zu leben und zu arbeiten. PETER SCHÖNFELD, Kirchheim/Teck

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