Halbzufriedene Eltern

■ Elternkammer schickt Wahlprüfsteine an die Parteien. Lehrerversorgung ist noch deutlich verbesserungsfähig

Die Elternkammer Hamburg ist mit den vergangenen vier rot-grünen Jahren Schulpolitik einigermaßen, aber nicht komplett zufrieden: „Es gab gute Ansätze wie die Einführung der verlässlichen Halbtagsgrundschule“, sagt die Vorsitzende Meike Jensen. Quelle der Unzufriedenheit ist allerdings der Unterrichtsausfall: „Es kann nicht sein, dass – wie in der Grundschule geschehen – Kinder von Hausmeis-tern oder Sekretärinnen betreut werden, wenn Lehrer krank sind“, sagt Sabine Bick, zweite Vorsitzende der Elternkammer.

„Lehrer sind nicht häufiger krank als andere Arbeitnehmer, aber Schüler kann man nicht wie Aktenordner in den Schrank stellen“, sagt sie. Und deshalb müsse die Lehrerversorgung von den jetzigen 97 auf 105 Prozent aufgestockt werden. Diese Forderung ist eine der Wahlprüfsteine, die die Elternkammer zur Bürgerschaftswahl anstehenden Parteien geschickt hat. Die haben nun eine Woche Zeit, sich zu den Forderungen zu positionieren. Anschließend wird die Elternkammer die Konzepte vergleichen, veröffentlichen, „aber natürlich nicht kommentieren“, versichert Jensen.

Die Elternkammer wünscht sich, „dass die Zusammenarbeit von Lehrern, Eltern und Schülern noch selbstverständlicher wird“, sagt Jensen. Und für diese bessere „Zusammenarbeitskultur“ müsse es Ressourcen geben. Beispielsweise fordern die Eltern Klassenlehrerstunden in allen Schulformen. Auch für die Umsetzung von Bildungsplänen soll zusätzliche Zeit bezahlt werden. Außerdem sollen LehrerInnen mehr Zeit in der Schule verbringen, um auch nachmittags für SchülerInnen ansprechbar zu sein. „Da fordern wir zunächst nur eine Stunde pro Lehrer und Woche“, sagt Bick, hofft aber auf mehr.

Die Elternkammer wünscht sich, dass in Zukunft alle Schulformen in ihrer Vielfalt gewürdigt werden und kritisiert die weitgehende Konzeptlosigkeit von Handel und Handwerk im Umgang mit Jugendlichen, die keinen Schulabschluss geschafft haben. Damit nicht mehr 40 Prozent der Eltern ihre Kinder auf das Gymnasium schicken und ein Drittel dieser Kinder diese Schulform über kurz oder lang wieder verlassen muss, sollen Haupt- und Realschule besser gefördert werden.

Beim Übergang von Grund- zu weiterführenden Schulen fühlen die Eltern sich vielfach nicht ausreichend informiert, wie auch sonst die Kooperation mit den PädagogInnen noch enger sein sollte. „Die Ansätze zur Feedback-Kultur sollen ausgeweitet werden“, die LehrerInnen sich bereitwilliger in die Klassenzimmer gucken lassen.

Sandra Wilsdorf