Hat Rudi `ne Macke?

Sein Parteivize beschimpft ihn, seine Ehefrau versteht ihn nicht mehr, die Opposition wirft ihm Lügen vor: Rudolf Scharping hat wenig zu lachen

BERLIN taz ■ Vielleicht kommt noch mal der Tag, an dem Rudolf Scharping bereut, für eine kurze Nacht zu seiner Gräfin Pilati nach Mallorca geflogen zu sein. Der Ärger, der ihm dieser Flug bereitet, wird immer größer. Parteigenosse Wolfgang Clement behauptet, Scharping habe eine Macke. Die Opposition wirft ihm Lügen vor. Und jetzt mischt sich auch noch seine Ehefrau ein.

Jutta Scharping hat sich in der Bunten befremdet über die Turteltäubchenfotos ihres Mannes geäußert. Das mit der „Badehose hätte er sich nicht antun müssen“, sagte sie. Ihre Mutter und deren Freundinnen – vermutlich sozialdemokratische Stammwählerinnen – seien auch ziemlich empört. Und ihre drei Töchter würden den Vater auch nicht mehr so ganz verstehen. „Er ist ja kein Popstar“, so Jutta Scharping.

Nicht ohne Reiz sind Äußerungen von Wolfgang Clement, die das Titelbild des Stern beherrschen. „Rudolf hat im Moment ’ne Macke“, heißt es da leger, und weiter hinten wird der NRW-Ministerpräsident mit den Worten zitiert: Zwar fordere keiner Scharpings Rücktritt, aber „alle gucken in die Luft: Fällt er runter oder nicht.“ Noch besser jedoch ist Clements Dementi: „Ich habe mit Rudolf Scharping gesprochen. Er hat für Klarstellungen gesorgt, die mir zum Zeitpunkt des Zitats nicht bekannt waren und die für mich Zweifel an seiner Amtsführung ausräumen.“ Ähnlich schlagfertig ist Scharpings Pressesprecher. Auf die Frage in der gestrigen Bundespressekonferenz, ob Scharping wirklich eine Macke habe, antworte er: „Ich dementiere das aufs schärfste.“

Da kann die Opposition kaum mithalten. CDU und FDP werfen Scharping vor, im Zusammenhang mit dem Mallorca-Flug Mittwoch voriger Woche gelogen zu haben. Er hatte nach eigener Aussage die Maschine der Bundeswehr-Flugbereitschaft nur benutzt, weil sie ohnehin mit Innenminister Otto Schily (nach Pisa) und Verkehrsminister Kurt Bodewig (nach Mallorca) geflogen sei. Das Verteidigungsministerium räumt inzwischen ein, dass Bodewig die Flugbereitschaft nicht angefordert habe. Scharping habe dies aber zum Zeitpunkt seiner Äußerung nicht gewusst. Montag wird der Verteidigungsausschuss über mögliche Ungereimtheiten bei Scharpings Flügen beraten. Scharpings Geisteszustand steht nicht auf der Tagesordnung.

JENS KÖNIG