Schmutzfink schließt

Unglücksmine in Südspanien macht ihre Tore zu. Massenentlassungen trotz Millionensubventionen

MADRID taz ■ Die umstrittene Pyritmine von Aznalcollar stellt den Betrieb ein. Der Schwefelkiestagebau im Auftrag der kanadischen Gesellschaft Boliden ist zahlungsunfähig. 425 Arbeiter werden entlassen.

Die südspanische Mine war im April 1998 in die Schlagzeilen geraten, als ein Staudamm brach und schwermetallhaltige Schlämme und Abwässer ein Gebiet von 80 Kilometer Länge und 50 Meter Breite verseuchten. Die Giftbrühe kam wenige Meter vor dem Vogelschutzpark Doñana zum Stillstand. Zwei Jahre dauerten die Aufräumarbeiten. Bis heute sind die betroffenen Böden für die Landwirtschaft nicht zu gebrauchen.

Die spanische Zentralregierung und die Regionalverwaltung in Andalusien kostete das Unglück 181 Millionen Euro. Boliden musste nur den Produktionsausfall tragen. Zwar kosteten die Reparaturarbeiten 96 Millionen Euro, doch davon trugen die Versicherungen 60 Millionen. Der Rest wurde durch staatliche Subventionen abgedeckt.

Dennoch verlässt Boliden jetzt Spanien. Durch Verdienstausfälle im Unglücksjahr und sinkende Metallpreise auf dem Weltmarkt habe das Unternehmen Schulden in Höhe von 120 Millionen Euro angehäuft. Das Mutterhaus – selbst mit Milliarden in der Kreide – sei nicht gewillt, weitere Gelder zuzuschießen, erklärte die Firmenleitung, als sie die Zahlungsunfähigkeit anmeldete. Größter Gläubiger ist der Staat. Boliden zahlt seit Monaten keine Abgaben an die Sozialversicherungen mehr.

In Aznalcollar sorgte die Meldung für Unruhe. Im 6.000-Seelen-Ort leben praktisch alle von der Mine. Neben den 425 direkt Betroffenen gehen die Gewerkschaften von weiteren 1.500 Arbeitslosen bei Zulieferern und im Einzelhandel aus. Seit dem Unglück verspricht die andalusische Regionalregierung immer wieder eine Diversifizierung der örtlichen Wirtschaft. Geschehen ist bis heute nichts.

REINER WANDLER