Billig geht nicht, aber gut

Weil soziale und Ökostandards auch beim Kaffeeanbau ihren Preis haben, startet Niedersachsen eine Kampagne für fairen Handel: Bio für Verbraucher, Geld für Bauern

HANNOVER taz ■ Der Kaffee, der nicht nur den Durst der Niedersachsen stillen, sondern auch die Produzenten in Mexiko vor dem Hunger bewahren soll, trägt den Markennamen „fairstärkung“. Mit ihm startete der Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen (VEN) gestern in Hannover eine Kampagne für den fairen Handel.

Schon ein vergleichsweise geringer Preisaufschlag von etwa 2 Mark für ein Pfund Kaffee könne Kaffeebauern die Existenz sichern, erklärte Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne), die die Schirmherrschaft für den Werbefeldzug übernommen hat. So könne jeder Verbraucher sozial verträgliche und ökologische Wirtschaftsformen in der so genannten Dritten Welt unterstützen.

Nach Angaben des VEN ist der faire Handel zwar rückläufig, aber notwendiger denn je. In den Kaffeeregionen Zentralamerikas herrscht derzeit eine Hungersnot. In Nicaragua drohten vor 14 Tagen Vertreter von 200.000 hungernden Kaffeearbeitern mit Plünderungen. Ursache für die Not ist der drastische Preisverfall des Rohkaffees, für den an der New Yorker Börse kaum mehr als die Hälfte der Produktionskosten zu erlösen ist, sodass der Anbau sich für die Hersteller kaum noch lohnt.

Aber auch der Verbraucher soll von dem fairen Handel profitieren. „Wir haben aus der Vergangenheit gelernt und bieten ein qualitativ hochwertiges Produkt an“, so Stefan Bockemühl, Geschäftsführer der Handelsorganisation El Puente, die den Kaffee nach Niedersachsen importiert. Anders als der einst bundesweit bekannte Nicaragua-Kaffee mit seinem hohen Säuregrad habe das neue Produkt der Sorte Arabica eine sehr milde Säure und werde schonend geröstet.

Bei fair gehandeltem Kaffee erhalten die produzierenden Genossenschaften mindesten 8,50 Mark pro Kilo Rohkaffee, der übliche Weltmarktpreis für das Vorprodukt liegt bei 3,20 Mark. In Niedersachsen wird ein fair gehandeltes Kilo der Spitzensorte Arabica aus biologischem Anbau 13,80 Mark kosten.

Die Markteinführung will der VEN in Städten wie Wolfsburg, Hildesheim oder Osnabrück mit lokalen Labels wie etwa dem „Osnabrück Kaffee“ befördern. Eine ähnliche Kampagne läuft schon in Schleswig-Holstein, in Nordrhein-Westfalen ist sie geplant. Ziel ist dabei auch, den sinkenden Absatz fairer Produkte auch im normalen Supermarkt wieder zu steigern. JÜRGEN VOGES