Ernte geht weiter

Nach dem Parlamentsvotum kann die Nato in Mazedonien weiter Waffen sammeln. Russland plädiert für eine internationale Truppe

SKOPJE/PARIS dpa/afp ■ Mit seiner gestrigen Entscheidung hat das mazedonische Parlament nach tagelangem Gerangel nun doch den Weg für Verfassungsänderungen zugunsten der albanischen Minderheit freigemacht. Auch die Nato kann endlich weiter „Waffen ernten“. Rund 2.100 Exemplare müssen die Soldaten in den nächsten Wochen noch einsammeln, um das vereinbarte Quorum von insgesamt 3.300 Waffen zu erfüllen.

Doch schon jetzt werden Überlegungen angestellt, wie nach dem Auslaufen des 30-tägigen Nato-Mandats weiter verfahren werden kann. So sprach sich Russland gestern für eine internationale Friedensmission in Mazedonien aus. Der russische Außenminister Igor Iwanow sagte in Moskau, sein Land sei an den Bemühungen von EU und Nato, die Lage in dem Balkanstaat zu stabilisieren, „sehr interessiert“. Allerdings dürfe es nicht zu einer Spaltung des Landes oder der ethnische Gruppen kommen, betonte Iwanow nach einem Treffen mit dem US-Sondergesandten James Pardew und dem EU-Beauftragten François Léotard. Iwanow fügte hinzu, solange es nicht dazu komme, dass bewaffnete Rebellen die Regierung in Skopje zu Reformen zwängen, sei Moskau „bereit, im Konzert mit der internationalen Gemeinschaft“ zu handeln.

Pardew bestätigte eine Annäherung Russlands und der Nato. Moskau habe sich für internationale Truppen über die Nato-Mission hinaus ausgesprochen. Er hoffe nun, dass Russland sich an einer Friedensmission in dem Balkanland beteiligen werde. Léotard sprach von einer Einsatztruppe von 1.000 bis 1.500 Soldaten, die dann internationale Beobachter schützen sollten. Der Sonderbeauftragte des UNHCR in Mazedonien, Eric Morris, sagte in Skopje, internationale Truppen seien die einzige Möglichkeit, neue Gewalt in dem Balkanstaat zu verhindern.

Das sieht auch der politische Chef der albanischen Rebellenorganisation UÇK, Ali Ahmeti, so. „Wir verlassen uns auf die Garantien der Europäer und der Amerikaner, erwarten internationale Beobachter und gehen davon aus, dass schnell mit der Ausbildung albanischer Polizisten begonnen werden sollte“, sagte Ahmeti der französischen Zeitung Le Monde. „Wir denken, dass eine internationale Präsenz notwendig ist, damit der Frieden gesichert wird“, erklärte der UÇK-Chef. Wie lange eine solche Präsenz notwendig sein könnte, hänge von den im Januar 2002 geplanten Wahlen und der Reform des Polizeiapparats ab. Er setze auf ein Zusammenleben der verschiedenen Gruppen in Mazedonien. „Jene, die den Tod des Friedensprozesses wünschen, sind in der Minderheit.“