Luftkampf bei Airbus

Kanzler und Bürgermeister treffen sich kurz vor der Wahl per Zufall in Finkenwerder  ■ Von Sven-Michael Veit

Es gibt vielleicht Zufälle. So wie gestern in Finkenwerder. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) schwebte auf Einladung des Betriebsrates für zwei Stunden im EADS-Werk ein, versicherte den 6000 Beschäftigten auf einer Betriebsversammlung, es sei „schön dieser Tage, mit dem Fliegen auf diese Weise zu tun zu haben“, hatte den ersten Lacher auf Kosten seines Parteifreundes Rudolf Scharping sicher und lobte fortan fleißigst „die Erfolgsstory“ von Airbus und A 380.

Als erster Kanzler überhaupt stattete Schröder dem Flugzeugkonzern einen Besuch ab, rein zufällig 15 Tage vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg, weshalb zufälligerweise SPD-Bürgermeister Ortwin Runde ebenfalls zugegen war. „Wir haben es gepackt“, rief dieser der versammelten Belegschaft zu, „wir haben den Riesenvogel A 380 und die Arbeitsplätze nach Hamburg geholt“, und die Lohnabhängigen jubelten, dass es eine Art hatte. Dann versprach Runde nach dem Brot auch noch Spiele, die Olympischen in elf Jahren, und das Volk vernahm es mit Wohlgefallen.

Der Staatsmann von der Spree ließ es sich angelegen sein, zu erläutern, wie wichtig Airbusse von der Elbe in der globalisierten Welt seien. Ein vorausschauendes Management und „ihr, die ihr hart gekämpft habt“, hätten die „solide Basis gelegt für Wachstum und Wohlstand in dieser schönen Stadt“. Und deren Senat habe da auch sein Scherflein beigetragen. Die 1,3 Milliarden Mark, die Hamburg es sich kosten lässt, das Elbe-Biotop Mühlenberger Loch in erschlossenes Bauland für EADS zu verwandeln, seien „gut angelegtes Geld“, rechnete der Kanzler unter anhaltendem Beifall vor. Denn sie würden auf die gute, alte sozialdemokratische Art „in Arbeit investiert, nicht in Arbeitslosigkeit“.

Und um sich zu überzeugen, dass alles seinen standortgefälligen Gang geht, schaute der Kanzler noch höchstselbst aus dem Cockpit einer halbfertigen A 318 in die Kameras sowie in die Reste des Vogelparadieses, das bis vor einem halben Jahr das Mühlenberger Loch war. Und bevor er mit einem Bundeswehr-Jet dem Luftkampf in Finkenwerder entflog, wünschte der Kanzler dem Genossen Ortwin viel Glück bei der Wahl und lobte alle Versammelten: „Ihr habt das Loch zugeschüttet. Das wird man euch nicht vergessen.“