kellers randspur
: sonntag

Leserbindung

„Adventure Land“

Für die Zielgruppe viel zu schade ist dieser Kinderfilm um ein magisches Märchenbuch. Der wundersame Foliant vereinnahmt den jungen Brandon, und zwar buchstäblich. In der aufgeblätterten Fantasiewelt kann er sich gleich ein wenig nützlich machen, denn da gilt es ein Zauberschwert zu ergattern, einen Prinzen zu erlösen und eine böse Königin in ihre Schranken zu verweisen. Mit James Doohan ist auch ein altgedienter „Star Trek“-Veteran an der Sache beteiligt.

(10.30 Uhr, RTL 2)

Südstaatenidylle

„Onkel Remus’ Wunderland“

Manhattans „Council of the National Negro Congress“ rief zum Boykott auf, andere Schwarzenorganisationen stimmten in die Kritik ein, denn diese Disney-Produktion aus dem Jahr 1946 enthält Rassenklischees, die man überwunden glaubte. Onkel Remus (James Baskett) ist ein unterwürfiger, immer freundlicher Plantagenarbeiter, der die vereinsamte Scheidungswaise Johnny (Bobby Driscoll) mit allegorischen Geschichten unterhält. Weder Sklaverei noch Ausbeutung haben ihn veranlassen können, der Plantage den Rücken zu kehren. Als aber Johnnys Mutter den Umgang mit ihrem Sohn verbietet, schnürt Remus traurig seinen Ranzen. Einige Anerkennung fand die technisch gelungene Mischung von Real- und Trickaufnahmen.

(12.15 Uhr, RTL)

Teufelswerk

„Stay Tuned – Höllische Spiele“

Auch John Ritter fällt unter die Zeichentrickfiguren und purzelt noch durch eine ganze Reihe von Film- und Fernsehproduktionen, nachdem ihm ein meta- und diabolischer Vertreter ein Satellitenempfangssystem mit, Obacht, 666 Kanälen offeriert hat. Die aber, das blieb Ritter zunächst verborgen, bedienen nicht den passiven Zuschauer, sondern erfordern aktive Teilnahme. Partizipationsfernsehen also, das Ritter nebst Gattin Pam Dawber unter anderem mit den Protagonisten von „Dwayne’s Underworld“ und „Three Men and Rosemary’s Baby“ bekannt macht und sie in lebensbedrohliche Situationen bringt. Die animierten Sequenzen wurden vom legendären Trickfilmer Chuck Jones betreut, der einst den Road Runner, Wile E. Coyote und Bugs Bunny auf Trab brachte. (15.50 Uhr, Pro 7)

Humoroffensive

„17 Muskeln – Die Lachakademie“ (2)

„Kann es sein“, philosophiert der Lachtrainer Andreas Posch mit schlecht gespielter Strenge, „dass manche Menschen Spaß daran haben, eher ein griesgrämiges, ein ernstes Gesicht zu machen als ein heiteres, ein lächelndes, ein strahlendes Gesicht?“ Dem Herrn Posch mit seinem aufgesetzten pfäffischen Grinsen, der neben fünf Lernwilligen auch ein Fernsehteam in seine so genannte „Lachakademie“ locken konnte, tönt von dieser Stelle ein markiges Ja entgegen. Denn wer je das markerschütternd grelle Lachen dieses Mannes vernehmen musste, wird die Lippen aus freien Stücken lebenslang versiegeln. Und wenn Feuilletonisten über die Spaßgesellschaft lamentieren, mögen sie doch bitte von der fortschreitenden Infantilisierung als Folge beutelschneiderischer Gehirnwasch-Seminare nicht schweigen.

(22.30 Uhr, WDR)