Fische patentiert

Greenpeace deckt illegales Tierpatent auf. Gen-Lachse achtmal größer als Artgenossen

BERLIN taz ■ Das Europäische Patentamt (EPA) in München hat erstmals ein Patent auf genmanipulierte Fische erteilt. Nach Recherchen von Greenpeace erhielt das Patent mit der Nummer EP 57 86 53 die kanadische Firma Seabright, die sich auf die Herstellung von schnell wachsenden Fischen spezialisiert hat. Damit besitzt das Unternehmen die Nutzungsrechte für alle Fische, die mit einem speziellen Gen für ein Wachstumshormon ausgestattet sind. Die kanadischen Wissenschaftler schleusten das Gen in Wildlachse ein und bewirkten so eine Überproduktion an Wachstumshormonen. Das Ergebnis waren Fische mit stark beschleunigtem Wachstum, von denen einige laut Patentschrift im Alter von acht Monaten bis zu achtmal so groß wie ihre unbehandelten Artgenossen waren. Im Durchschnitt wuchsen die transgenen Lachse viermal schneller als die Kontrollfische.

Vermutlich werden die kanadischen Riesenfische die ersten genmanipulierten Tiere überhaupt sein, die als Nahrungsmittel auf den Markt kommen. Die US-kanadische Firma „A/F Protein“, die mit Seabright zusammenarbeitet, hat in den USA und Chile Zulassungsanträge für die Gentech-Lachse eingereicht. Sie hofft, nächstes Jahr die ersten Fischfarmen mit den Superlachsen bestücken zu können.

„Der patentierte Riesenlachs ist ein Horror für Umwelt, Tierschutz und Verbraucher“, warnt Greenpeace, „derartige Manipulationen von Wirbeltieren dürften nicht noch mit Patenten belohnt werden.“ Greenpeace-Experte Christoph Then fordert, ein generelles Verbot für „Patente auf Lebewesen“. Er kritisiert das eigenmächtige Vorgehen des Europäischen Patentamts. Laut dem Europäischen Patentübereinkommen sind Patente für Tierarten und Pflanzensorten generell nicht zulässig. Das EPA beruft sich bei der Patenterteilung jedoch auf die EU-Richtlinie für biologische Erfindungen, die umstritten und in den meisten EU-Staaten noch nicht umgesetzt ist. Zudem sind Klagen von den Niederlanden und Italien gegen die Richtlinie anhängig.

Bisher hatte das EPA sich zurückgehalten bei der Erteilung von Tierpatenten. So ließen die Patentschützer die Einsprüche gegen das erste Tierpatent überhaupt, für eine Krebsmaus der Harvard-Universität in Cambridge, jahrelang liegen. Auch das Patent für die Turbofische ruhte neun Jahre in den Münchner Aktenordnern bis es jetzt entschieden wurde. Erst seit das EPA eigenmächtig verkündete, Patente zukünftig nach den Kriterien der EU-Richtlinie zu vergeben, ist wieder Bewegung in der Vergabe von Tierpatenten gekommen. So scheiterte Greenpeace Ende August mit einem Einspruch gegen ein Patent auf Tier-Mensch-Mischwesen. Unter dieses Patent fallen Tiere, die mit menschlichen Organen ausgestattet sind, zum Beispiel Affen mit menschlichen Gehirnteilen.

Der Bundestag wird noch dieses Jahr über den Entwurf eines Biopatentgesetzes aus dem Justizministerium entscheiden müssen. Trotz Kritik von zahlreichen Organisationen und Verbänden besteht Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) auf eine Umsetzung der EU-Richtlinie. WOLFGANG LÖHR