Zeitgemäß herbstlich

■ Berend macht in schönem, melancholischem Gitarrenpop

Ganz besonders in Anbetracht erster kühler Tage drängt sich die Frage auf, was zum Teufel der Herbst überhaupt soll. Alle verdrängten Unannehmlichkeiten stehen nun wieder an: Regenjacken, dunkle Tage und Erkältungskrankheiten. Aber ein Gutes hat der Herbst: Zu keiner Jahreszeit lässt es sich so schön melancholisch sein. Endlich ist wieder Zeit für Tagträume, ein unaufgeregtes Leben und bittersüße Musik.

So gesehen hat Berend Intelmann den perfekten Zeitpunkt gewählt. Denn was Berend, eine Hälfte des Berliner Duos Paula jetzt live präsentiert, ist nicht zuletzt Musik gewordene Melancholie. Das heißt bei ihm aber nicht Düsternis oder Trauer, sondern Hoffnung und Gelassenheit. Oder anders ausgedrückt: Gitarrenpop. Dabei schert sich Berend wenig um Genrevorgaben, sieht vielmehr immer den Song. Auf Platte stehen folgerichtig und ganz selbstverständlich Lieder nebeneinander, die so unterschiedliche Einflüsse wie NDW, (britische) Gitarrenmusik, ABBA, Punk und (neuen) deutschen Schlager mühelos zu einer stimmigen Angelegenheit verschmelzen. Ergänzt wird dieser freundliche Eklektizismus noch durch Berends Texte, die Bilder evozieren von trägen Nachmittagen in Cafés, stillen Abschieden und Autofahrten mit der Liebsten.

Von Ausflugsfahrten, wenngleich mit dem Moped, singt auch Peter Heidenwag. Der Hamburger, Support auf der Paula-Tour, wird den Abend eröffnen. Mit kleinen fröhlichen Elektro-Pop-Perlen und einer charmanten One-Man-Show dürfte auch Heidenwag die Herzen und Gemüter der Zuschauer erwärmen, die voraussichtlich durch einen dieser regnerischen und kalten Hamburger Abende werden marschieren müssen. An die müssen wir uns jetzt wieder gewöhnen. Aber zum Trost haben wir ja die Musik, zum Beispiel die von Berend. Gerd Bauder

Donnerstag, 22 Uhr, Tanzhalle