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: Heroische Gattin

Achtzehn Babys sind von der Entbindungsstation eines Krankenhauses verschwunden. Und der mit der Aufklärung des Falles beauftragte Inspektor tritt auch sogleich ordentlich in Aktion. Allerdings fängt er bei seinem tarzanartigen Stunt nicht den Entführer, sondern bloß einen Autodieb, der ihm gerade den schicken Sportwagen klauen wollte. Allzu viel Glück wird er auch im Folgenden nicht haben: Um das Geheimnis der entwendeten Kinder zu lüften, bedarf es schon seiner flotten Gattin, die - während er sie vermutlich zu Hause beim Häkeln wähnt - als maskierte Rächerin gegen das Böse kämpft. Dabei trifft sie auf die von ähnlichen Intentionen geleitete Diebesfängerin sowie auf ihre lange verschollene Schwester, die sich jedoch erst aus der Abhängigkeit von einem Dämon befreien muss, ehe sie das „Heroic Trio“ vervollständigen kann. Für die Darstellung des attraktiven weiblichen Trios konnten die Hong-Kong-Regisseure Johnny To und Ching Siu-Tung in ihrem Genremix aus Martial-Arts-Akrobatik, Action-Komödie und Melodrama die drei bekanntesten Stars des fernöstlichen Kinos gewinnen: Maggie Cheung, die hier die komischen Akzente setzt, sowie Anita Mui und Michelle Yeoh, die mit der melodramatischen Schwestern-Story ordentlich auf die Tränen-drüsen drücken. Während die Damen also für die menschliche Wärme der Geschichte sorgen, sind die Sets eher futuristisch kühl gestaltet - wobei das kalte blaue Licht und der wabernde Nebel wohl auch ein wenig verschleiern, dass es sich bei den Dekorationen von Krankenhaus, wissenschaftlichem Labor und dämonischer Unterwelt vermutlich immer um dieselbe umgebaute Lagerhalle handelt. Dem Vergnügen tut das keinen Abbruch - hat Maggie Cheung die für diesen Film wegweisende Frage doch schon ziemlich zu Beginn an ihre maskierte Konkurrentin/Freundin gestellt: „Was glauben Sie eigentlich, woher sie stammen? Aus einem Comic-Strip?“

„The Heroic Trio“ (OmU) 17. 9. - 19. 9. im Eiszeit 1

Weibliches Helden-Trio zum Zweiten: Die Action-Komödie „Peking Opera Blues“ führt den Zuschauer ins China des Jahres 1913, wo sich drei junge Frauen eher zufällig für einen Spionageauftrag zusammenfinden, von dem nichts Geringeres als das Wohl der Demokratie abhängt. Mit viel Musik und Slapstick hat Regisseur Tsui Hark die Geschichte um die Entwendung eines wichtigen Schriftstücks als eine farbenprächtige Ausstattungsrevue in Szene gesetzt, in der die spektakulären Kampfszenen vor allem an Musical-Nummern denken lassen.

„Peking Opera Blues“ 16. 9. - 19. 9 (OmU) im Eiszeit 1

Erheblich ernster geht es hingegen in „Beyond Hypothermia“ zu: Der ehemalige John-Woo-Mitarbeiter Patrick Leung erzählt die Geschichte einer eiskalten Auftragskillerin, deren Suche nach Identität letztlich ihr Scheitern verursacht, als eine Mischung aus psychologischem Drama und mörderischem Action-Ballett im Stile seines Lehrmeisters - Zeitlupen und rasante Schnittfolgen wechseln in schneller Folge und dehnen oder beschleunigen die filmische Zeit nach Belieben. Gnadenlos lässt Leung die Gegensätze aufeinander prallen: In die eisig blaue Welt der Killerin, die in der Eingangssequenz eine Eisfabrik als Ansitz für einen mit dem Präzisionsgewehr ausgeführten Mord nutzt, bricht verstärkt die Farbe Rot herein, ihr kaltes Herz erwärmt sich durch die Liebe zu einem netten Suppenkoch, und die Wucht der Gefühle erweist sich buchstäblich als umwerfend. Doch für die junge Frau ohne Vergangenheit, deren Anonymität ihr bislang das Überleben garantierte, wird die Aufgabe ihrer Rolle als distanzierte Beobachterin das Ende bedeuten. Dafür sorgt dann der in seiner Ehre gekränkte Leibwächter eines ihrer Opfer, der sich längst an ihre Fersen geheftet hat.

„Beyond Hypothermia“ (OmU) 13. 9. - 16. 9. im Eiszeit 2

Lars Penning