„Gespenstische Atmosphäre“

Nach den Terroranschlägen in den USA fielen auch gestern alle Nordamerikaflüge aus. Sicherheitsstufe eins auf den Berliner Flughäfen, aber kein Chaos unter den Passagieren

Auf den Berliner Airports war gestern ein Angebot überhaupt en vogue: Die Reklame der Lufthansa – „Ab 23. März täglich von Berlin nach Washington und in andere Städte der USA“ – interessierte infolge der Sperrung des amerikanischen Luftraums beinahe niemand. Es habe nur vereinzelt Nachfragen gegeben, wann die Gesellschaft ihren Flugverkehr wieder aufnehmen würde, sagte eine Mitarbeiterin der Lufthansa auf dem Flughafen Tegel zur taz. Die meisten Geschäftsleute und Touristen hätten sich von zu Hause oder dem Hotel aus informiert und warteten einfach ab. Ob und wann in dieser Woche der Washington-Flug starten würde, könne „derzeit niemand beantworten“, sagte sie. Das hänge von Entscheidungen der US-Regierung ab. Am Dienstag war der in Tegel nach Washington gestartete Airbus zurückgerufen worden.

Wegen der Sperrung des amerikanischen Luftraums ist gestern nicht nur die Washington-Maschine, sondern auch der Flug nach Toronto gestrichen worden. Der Flug sei um 24 Stunden verschoben worden, nachdem das kanadische Innenministerium Flüge über ihr Territorium ebenfalls gesperrt hatte, sagte Rosemarie Meichsner, Sprecherin der Flughafengesellschaft.

Wer erwartet hatte, dass nach den Terroranschlägen in den USA und stornierten Flügen, sich auf den Berliner Flughäfen chaotische Zustände einstellen würden, sah sich gestern getäuscht. Der Flugbetrieb in Tegel, Schönefeld und Tempelhof, so Meichsner, „verlief weitgehend normal“. Weder drängten sich an den Schaltern die Passagiere, weil zusätzliche Kontrollen eingerichtet worden waren. Noch murrten Reisende, die auf ihre Anschlüsse warteten. „Es herrschte vielmehr eine gedrückte, vielfach gespenstische Atmosphäre“, so Meichsner.

Dennoch gilt seit gestern „Sicherheitsstufe 1“ auf den Berliner Flughäfen. Der Bundesgrenzschutz hat eine Hundertschaft zur Bestreifung und Kontrolle an die Airports beordert. Sämtliche Gepäckstücke werden durchleuchtet und die Passagiere samt Handgepäck verschäften Leibesvisitationen unterzogen. Hinzu kommt, dass alle Crews der Luftfahrtsgesellschaften „zusätzlich gecheckt werden“.

Lediglich in Schönefeld führten die Sicherheitsbestimmungen bei Flügen nach Israel und andere Ziele in den nahen Osten zu Wartezeiten. Insbesondere die Jets der israelischen Fluggesellschaft El Al sowie deren Passagiere wurden ausgedehnten Kontrollen unterzogen. Ausfälle im Linienverkehr jedoch gab es gestern in Schönefeld nicht. ROLA