Außenministerium geräumt

Nach einer Bombendrohung werden 1.800 Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes evakuiert. Sicherheitsvorkehrungen wurden allgemein verstärkt. Verfassungsschutz verhängt Urlaubssperre für seine Mitarbeiter im Bereich Ausländerextremismus

von RICHARD ROTHER

Nach den verheerenden Terroranschlägen in den USA sind die Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt gestern verstärkt worden. Aufgrund einer Bombendrohung musste am Nachmittag das Auswärtige Amt geräumt werden. Ob tatsächlich eine Bombe versteckt war oder nicht, stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest.

Die Bombendrohung war durch einen anonymen Anrufer gegen 13.50 Uhr eingegangen. Etwa 1.800 Mitarbeiter mussten aus dem Amt in Sicherheit gebracht werden. Die Absperrungen rund um das Ministerium reichten mehrere hundert Meter um das Gebäude. Rund 70 Beamte waren im Einsatz. Die Polizei habe die Bombendrohung ernst nehmen müssen, sagte ein Sprecher des Bundesgrenzschutzes. Nähere Angaben könne er jedoch nicht machen.

Nach den Anschlägen am Dienstag konzentrieren sich die Behörden auf Aktionen von Trittbrettfahrern und Nachahmungstätern. „Wir wollen die Latte dafür so hoch wie möglich hängen“, sagte gestern eine Sprecherin der Innenverwaltung. 1.600 Beamte seien zusätzlich im Einsatz, eine Urlaubssperre könne im Notfall unverzüglich verhängt werden. Feuerwehr und Rettungsdienste hätten detaillierte Pläne für den Katastrophenfall in der Schublade.

Auf Anschläge wie in den USA gebe es jedoch keinerlei Hinweise, so die Behördensprecherin. Der Personenschutz sei erhöht worden. Auch Objektschutzmaßnahmen seien verstärkt worden. Das betreffe vor allem US-amerikanische, israelische, aber auch palästinensische und arabische Einrichtungen. Racheaktionen seien nicht auszuschließen, so die Sprecherin der Innenbehörde. Sicherheitsexperten halten es für eine wahrscheinliche Variante, dass die Urheber der Selbstmordattentate in den USA in islamistischen Extremistenkreisen zu suchen sind.

Der Berliner Verfassungsschutz wirft jetzt offenbar ein besonderes Auge in diese Richtung. In den Abteilungen, die sich mit dem so genannten Ausländerextremismus befassen, wurde eine Urlaubssperre verhängt. Berlin habe sich zu einem Schwerpunkt arabisch-islamistischer Bestrebungen in Deutschland entwickelt, analysierten die Verfassungsschützer bereits in ihrem letzten Jahresbericht. Ziel dieser Gruppen seien weniger Aktionen, sondern eine langfristige Steigerung ihrer Mitgliederzahlen und ein kontinuierlicher Ausbau ihrer Strukturen. „Einzelne islamistische Zentren konnten beachtliche Erfolge erzielen“, hieß es in dem Bericht weiter.

Die vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestufte Islamische Gemeinschaft Milli Görüș betonte indes, die Gemeinschaft sei „schockiert über die Anschläge“. Diese Taten seien durch nichts zu rechtfertigen.